Neu auf dem Radar: Phonat

Phonat - Identity Theft / (C) OWSLA

Als Mitte Juli ein neues Video namens „Ride The Prejudice“ unter Grafikdesignern die Runde machte, wurden auch Kenner elektronischer Musik aufmerksam. Ebenso abstrakt und verspielt wie das Motion-Design des Clips war der Soundtrack des Produzenten Phonat. Bild und Ton passten perfekt zusammen, schaukelten sich gegenseitig hoch, bildeten eine schön anzusehende und anzuhörende Einheit.

Phonat, wer ist denn das? Der Name ist neu auf OWSLA, dem Label von Skrillex. Hinter Phonat steckt der Italiener Michele Balduzzi, der vor Jahren aus der idyllischen Toskana nach London gezogen ist, um sich dort zu seinen ersten Veröffentlichungen inspirieren zu lassen. Zwischen 2005 und 2010 erschienen neben seinem Debütalbum „Phonat“ (2008) in rascher Folge auch einige Singles und Remixes sowie vier EPs. Dann war drei Jahre Ruhe – und nun taucht Balduzzi mit seiner „Identity Theft EP“ wieder auf, inklusive des Stückes „Ride The Prejudice“ mit dem bereits erwähnten Video seiner Landsleute Rocco Pezzella, Andrea Staiano und Giulio Mencaroni.

Die neue EP, für die „Ride The Prejudice“ exemplarisch stehen kann, ist wie eine musikalische gemischte Snacktüte mit Schokolade, Keksen und Salzbrezeln – bunt, süß und salzig und die Stimmung hebend. Ping-Pong-Samples (wie vor Jahren bei den Computerjockeys), 1990er-Jahre-Dance-Piano, verzerrte und hochgepitchte Vocals, Metasynth, schnelle und langsame synkopische Breakbeats sowie allerlei glitzernder Soundschnickschnack. Balduzzi hat wirklich alles mit hinein gepackt, was ihm so einfiel. Und das Ergebnis macht viel Spaß.

Sein neuer Verleger Skrillex soll über Balduzzi alias Phonat gesagt haben, dass er möglicherweise der am meisten unterschätzte Produzent dieser Tage sei. „F*ck, he’s amazing“, wird der Brostep-Guru im Pressetext zitiert. Ach ja, die Pressearbeit – ganz so treffsicher wie Musik und Video ist die nebenbei bemerkt nicht. Das seltsame Bandlogo, das aussieht wie aus einem Kampfvideospiel von 1991, sowie die aktuellen Fotos des Künstlers gehen leider gar nicht. Vielleicht sollte sich Phonat dafür mal an die Designer wenden, die von seinem aktuellen Video zu Recht hingerissen sind.

(Phonat: Identity Theft EP, OWSLA, erschienen Sommer 2013)