Neu auf dem Radar: Rebeka

Rebeka by Borys Bodetko

Musik aus Polen ist auf dem Vormarsch. Das Label Brennessel mit der Elektropop-Band Kamp! liefert einen gewichtigen Beitrag dazu. Dort erschien vor wenigen Wochen das Album des Projekts Rebeka, das leichtgängigen diskoiden Elektropop mit melancholischem Chanson verschmilzt.

Rebeka sind Iwona Skwarek und Bartosz Szczesny. Beide stammen aus Poznan, der fünftgrößten Stadt Polens. Iwona studierte bis 2008 Kunstgeschichte, brach aber ab, um sich lieber ihrer Musikkarriere zu widmen. 2010 holte sie sich Bartosz mit ins Boot. Während sie den Songs ihre Stimme gibt und dazu Keyboard und Gitarre spielt, fungiert er als Produzent und bedient Synthesizer und Bass. Aus dieser musikalischen Partnerschaft entsteht ungewöhnlicher experimenteller Elektropop. 2011 erschien die erste Single des Duos auf Brennnessel, dem Label ihrer Freunde von Kamp!. „Fail“ zeigte bereits, in welche Richtung die Reise gehen sollte: der Song basiert auf einem tanzbaren Konstrukt, schrammt aber knapp an leicht konsumierbarer Eingängigkeit vorbei.

Die zweite Single „Stars“ erschient auf Discotexas und bekam Remixe von Diskohouse-Produzenten wie Moulinex. Der Song schaffte es auf „Hellada“, das Debütalbum, welches im Mai 2013 erschien. Die zwölf Songs machen es dem Hörer nicht immer leicht, aber wer sich auf die teilweise kantigen Klänge einlässt, kann darin das Wunderbare entdecken. Die Single-Auskopplung „Melancholia“ zum Beispiel. Inspiriert vom gleichnamigen Lars von Trier-Film entstand ein Midtempo-Stück, in dessen Refrain Iwona ihre Stimme hin- und hertänzeln lässt. Dabei erinnert sie stets mehr an Kate Bush als an die piepsigen Popmäuse, die in aktuellen Clubproduktionen allgegenwärtig sind.

https://soundcloud.com/brennnesselrec/rebeka-melancholia-original

Rebeka verzichten größtenteils auf die gängigen Retro-Stilmittel, ihr Sound klingt immer frisch, neu und modern. Die Gratwanderung zwischen Klangkunst wie in „Hellada“ und radiotauglichen Dancefloor-Hits á la „Sisters“ scheint dem Duo ein Leichtes zu sein. Wer erleben möchte, wie die perfekt arrangierten Studioaufnahmen in der natürlichen Ungeschliffenheit der Live-Version wirken, muss abwarten. Rebeka haben zwar im Sommer 2013 zahlreiche polnische Festivals bespielt, wann sie aber hierzulande auftreten, steht noch nicht fest.

Beitrag on demand anhören:

https://soundcloud.com/bln-fm-im-fokus/im-fokus-rebeka

(Foto:  Borys Bodetko)