Seit den frühen 1990ern produziert Raphaël Ripperton Musik . Auch wenn die Referenz an die Soul-Diva Minnie Ripperton eher zufällig ist, ein wenig spürt man Soul und Funk auch in den melodiösen Produktionen des Ambient Techno-Produzenten aus der Schweiz. Wie bereits den Vorgänger „Niwa“, erschien „A Little Part of Shade“ auf dem niederländischen Label Green von Joris Voorn und Edwin Ooesterwal. Für viele der 13 Stücke holte sich Ripperton Unterstützung von Gastsängern – zu hören sind Germain Umdenstock, Van Hai und Hemlock Smith.
Bei seiner Musik geht es um den „privaten Garten“, den jeder in sich trägt, sagte Ripperton dem Resident Advisor. Diese Metapher steht für schwer fassbare, heimliche Gefühle und Stimmungen, eine ganz persönliche Welt von Schatten und Lichtern, die sich herausbildet aus Träumen, Erfahrungen und Ängsten. Das klingt wenig greifbar – aber so ist das mit dem Unterbewussten. Auch Rippterton bleibt im Ungefähren: „Es kann hell oder dunkel dazwischen sein.“ sagt er.
Musikalisch deckt Ripperton viele dieser Stimmungen ab, bleibt aber eher auf der hellen Seite der Innenwelt. Die relativ kurzen Stücke wechseln zwischen sphärisch und fetzig, träumerischem Tech House und melodischem Minimal. Der erste Akt des Albums zieht sich über die ersten drei Tracks, in denen Rhythmen und musikalische Themen nur langsam aus dem Hintergrund hervortreten. Dieser Teil des Albums wirkt wie die Musik aus einem französischem Film Noir. Danach erst zieht Ripperton das Tempo an, doch neben recht linearen Passagen driftet er dabei immer wieder ins Difusse ab.
In „Everytime“ verdunkelt er zum Ende des Albums die bis dahin lichte Stimmung mit einer merklich dumpferen Bassline, zu der Hemlock Smith angenehm soulige Töne singt. Dabei setzt Ripperton Soundeffekte nur sparsam ein, sie bleiben bis zum letzten Stück im Hintergrund und belassen Rhythmus und Gesang den Vortritt.
Rippertons Ausflug in die innere Welt ist erstaunlich wohltuend. Von dem Zerstörungspotential, welches in der psychoanalytischen Deutung des Unterbewussten liegen könnte ist wenig zu merken. Vielleicht überträgt sich der freundliche Soul des Künstlernamens auf Rippertons musikalischen Ansatz, vielleicht ist aber auch der Albumtitel durchaus wörtlich zu nehmen. Ein kleines bisschen Schatten macht noch lange keine Nacht.
(Green)