Princess Hijab: Mit dem Filzstift gegen Photoshop

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Montagmorgen. Pariser Pendler strömen aus der Metro und erblicken eine etwas andere „Dolce & Gabbana“-Werbung. Noch vor wenigen Stunden konnte man eine Gruppe von männlichen Models in Boxershorts sehen. Nun sind die Gesichter der Männer mit schwarzer Farbe übermalt.

Farbe in Form von „Hijabs“, Schleiern, wie ihn muslimische Frauen tragen, um ihr Gesicht und manchmal auch ihren Körper zu verbergen. Es ist allerdings keine Schmiererei, wie man sie oft in Städten sieht, sondern Straßenkunst und Teil der “Hijabisierung” des Pariser Stadtbildes durch „Princess Hijab„, die mit Hilfe von Filzstift und Spraydose Werbeplakate der Mode- und Kosmetikindustrie verändert.

Obwohl die „Graffiti-Prinzessin“ sich in der Kunstwelt mit mehreren Ausstellungen und einer Zusammenarbeit mit Banksy einen Namen gemacht hat, weiß niemand, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt. Es wird sogar spekuliert, dass ein Mann das weibliche Alter Ego nutzt. Princess Hijab habe für eine Frau sehr breite Schultern und eine relativ männliche Stimme, behauptet Angelique Chrisafis in der englischen Tageszeitung “Guardian”, eine der wenigen Journalistinnen, die „sie“ schon mal persönlich getroffen haben. Doch sicher sein könne man sich nicht.

Die Tatsache, dass Princess Hijab in Paris agiert, wo am 11. April 2011 ein Burkaverbot verordnet wurde, heizt die Spekulationen zusätzlich an. Das Verbot besagt, dass das Gesicht im öffentlichen Raum nicht mehr verdeckt werden darf. Es wäre jedoch allzu leicht, Princess Hijabs‘ Kunst als Protest einer Muslimin zu deuten. In einem Gespräch mit der Tageszeitung „Independent“ erklärte sie, dass das Gesetz nicht der Anlass für ihre Aktionen war. Sie habe mit ihren Hijab-Graffitis schon lange vor dem Beschluss angefangen. Religiöse Differenzen seien generell nicht ihr Antrieb. Auch sei sie keine Muslimin, die die Sexualisierung der Werbung attackiert. Oft bemalt Princess Hijab lediglich die Gesichter der Models, aber lässt die halbnackten Körper unberührt. Sie sagt, dass Spiritualität für sie zwar interessant sei, aber ihre private Überzeugung keinen Einfluss auf ihre Kunst habe.

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Die Manipulation der Plakate solle auch nicht als politische Demonstration gedeutet werden. Stattdessen ginge es um „Archetypen und die kollektive Besinnungslosigkeit“. Werbung verwende nahezu immer die gleichen stereotypischen „Ideale“, um Menschen zum Konsum zu bewegen. In dieser fiktiven Welt bekommt man Randgruppen oder Individualität nur selten zu Gesicht, stattdessen ein Grundrauschen mit – Photoshop sei Dank – perfektionierten Männern und Frauen.

Auch das Original des „hijabisierten“ Dolce & Gabbana-Plakats ist monokulturell und lässt keine Zweifel daran, was hier als Ideal verkauft wird: junge, weiße, muskulöse Männer. Princess Hijab attackiert diese „Meister der Homogenisierung und Manipulation“ mit einer einfachen Filzstiftzeichnung – und macht mal eben aus Konsumentenmanipulation Gesellschaftskritik.

(Foto: Wiki Commons, Photobucket)