Vinyl boomt – aber ohne DJs

 Plattenspiegel (Quelle?)

Der Bundesverband Musikindustrie machte es letzte Woche amtlich: Vinyl wird wieder beliebter. Während die Umsätze der Musikindustrie in Deutschland insgesamt leicht schrumpfen, wachsen die Umsätze mit Schallplatten. Die Entwicklung ist nicht neu, aber 2012 betrug der Zuwachs sogar 40%, berichtet der Lobbyverein der Plattenlabels.

Doch die scheinbar imposante Zahl wird relativiert durch den marginalen Marktanteil von Vinyl am Musikmarkt: der betrug 2012 1,4 Prozent an allen Verkäufen. Vinyl bleibt so nach wie vor ein Nischenprodukt. Da fällt das hohe prozentuale Wachstum kaum ins Gewicht. Zum Vergleich: Die „uncoole“ CD ist nach wie vor für 70 Prozent der Umsätze mit Musik gut. Streaming überrundet mit 3 Prozent Marktanteil Vinyl. Die Umsätze durch spotify, rdio und Co. sind 2012 um 130% gestiegen. Ob diese Entwicklung den Musikproduzierenden nützt, darüber wird derzeit heftig gestritten.

150 Vinyl-Kopien von einem Clubtrack – das ist 2013 die Regel

Doch anders als noch Anfang der 2000er sind es nicht die DJs, die den kleinen Vinyl-Boom auslösen, wie BLN.FM auf Nachfrage erfuhr. „Kaufkräftige Vinyl-Begeisterte sind vor allem Sammler oder Analog-Enthusiasten“, sagt Kai Fraeger vom Vinylvertrieb wordandsound. Es gäbe unter den Vinyl-Kunden einige DJs, aber im Bereich der elektronischen Tanzmusik wächst der Umsatz mit Vinyl nicht. „Es gibt heute viele 12″-Veröffentlichungen, die trotz des Hypes weltweit nur 150 Vinyl-Exemplare verkaufen. Von denen hätten wir früher vielleicht 1000 verkauft.“, so Kai Fraeger. Immerhin setzen zumindest Todd Terje und Ricardo Villalobos auf Vinyl ihre Clubhits genauso gut ab wie vor Jahren. Aber die Mehrheit der DJs bevorzugt 2013 digitales Material.

Dass Vinyl etwas für „normale“ Leute geworden ist, darauf setzt auch die weltgrößte Plattenfirma Universal. Sie betreibt das Portal Uvinyl, auf dem es zahlreiche Neupressungen und Vinyl-Sammlereditionen von Rock- und Pop-Klassikern verkauft. Mittels des „Vinyl Project“ möchten Universal-Manager nun abchecken, wie groß das Kaufinteresse von Fans für Neuveröffentlichungen alter Platten ihrer Stars wie Björk, Pulp und Elton John ist. Material für DJs, die Vinyl während des Siegeszugs der CD nach 1984 am Leben gehalten haben, findet sich nicht darunter.