Humboldthain: Ausgehkultur im Wedding mit Hulahoop und Darkroom

Im Berliner Ortsteil Wedding hat im Spätfrühling ein neuer Club aufgemacht. Seinen Namen verdankt er der angrenzenden S-Bahn-Station: Humboldthain. Direkt an den Gleisen befinden sich ein bunt hergerichteter, begrünter Außenbereich sowie ein schummriger Tanztempel auf zwei Etagen.

Es ist 1 Uhr nachts. Der Juni macht seinem Namen durch den kühlen Wind nicht gerade alle Ehre. An der Kreuzung Hochstraße/Wiesenstraße warten bereits die ersten Clubgänger auf Einlass zur neuesten Spielwiese für Liebhaber der elektronischen Musik. Soundfetzen und gut gelauntes Gesprächsgemurmel hört man erst, wenn man der Eingangspforte näher kommt. Im provisorisch-schlichten Stil prangt dort in großen schlanken Lettern „Humboldthain“. Dahinter befindet sich unter einer Bretter-Überdachung ein enger Empfangsbereich.

Humboldthain Club Eingang

Als Eintrittstempel bekommt man an diesem Abend einen Panther aufgedrückt – nicht das erste Tier, das im Zusammenhang mit dem Club auftaucht. Die vorangegangenen Flyer und Plakate zierten Affen oder Ameisenbären. Nach und nach werden zahlreiche Tier- und Pflanzenarten abgedeckt, sagt uns Clubbetreiber Constantin Boese, schließlich war der Namensgeber, Alexander von Humboldt, einer der wichtigsten Naturforscher des 19. Jahrhunderts.

Zusammen mit einigen Mitstreitern hat er den Humboldthain Club in der zweiten Mai-Hälfte 2013 geöffnet. Dass er sich dabei für die Lage im Wedding entschieden hat, war eher Zufall. Das Team stieß durch eine Anzeige auf das Objekt und verliebte sich bei der Begehung in die Authentizität der Umgebung. Schon zuvor waren hier Clubs: Nachdem sich ein paar Jahre lang der „Fate Club“ mit Techno und Trance versuchte, befand sich zuletzt der Rock-und Metalschuppen „The Ace“ hier. Neben Parties will Constantin Boese auch Filmen, Lesungen und Theateraufführungen Raum geben. Tischtennis, Boule und Hulahoop sollen auch außerhalb von Partyzeiten zu Freizeitspaß auf dem Gelände einladen. In knapp elf Wochen hat das Betreiberkollektiv den weitläufigen Hinterhof mit Graffitis, Holzkonstruktionen und einem Kicker ausgestattet, an dem es sich nachmittags in der Sonne genauso gut chillen lässt, wie nachts bei bunten Lichtern und Kerzenschein.

Humboldthain Club Hinterhof

Nachts wummert die Musik im Backsteinhaus auf dem Grundstück. Die Tanzfläche ist gut gefüllt, obwohl viele an diesem letzten Wochenende im Juni auf dem „Fusion“-Festival sind. Über den siebeneckigen Mainfloor huschen die roten, grünen, blauen Lichter, dunstiger Nebel verdeckt die Sicht auf das DJ-Pult, das Publikum johlt dankbar zum eingängigen Beat. An verruchter Club-Atmosphäre mangelt es hier nicht. Über den Köpfen der tanzenden Besucher, wo sich ehemals eine balkonartige Konstruktion befand, wird gerade noch an einem Darkroom gebaut.

Eine Etage höher befindet sich eine zweite Tanzfläche. Sie ist um einiges kleiner und an den Wänden befinden sich Malereien im organischen Design, das an die Tier-und Pflanzenwelt angelehnt ist. Wenn er sich sein Traumprogramm zusammenstellen dürfte, dann würde Constantin Boese hier gern einmal Kollektiv Turmstraße spielen lassen. Den Mainfloor dürften sich Künstler wie DJ Koze, Maya Jane Coles und Ben Klock teilen. Doch vorerst backt er kleinere Brötchen. Die Betreiber des Humboldthains buchen vor allem regionale und aufstrebende DJs und Produzenten. Dabei wollen sie das typischen Berliner Einerlei aufmischen. Nachdem Andreas Henneberg hier die Veröffentlichung seines neuen Albums „Mountain“ feierte, sind in den kommenden Wochen der Schweizer Quarion, Benedikt Frey vom Robert Jonson-Club in Offenbach und Cleveland aus Belgien zu Gast.

Freunde von House-Musik und Liebhaber urbaner Kultur dürfen sich beim Humboldthain über einen neuen subkulturellen Fleck freuen, der einen erwachsenen, aber auch kreativ-verspielten Eindruck macht.

Kommende Events:

02. August (24h): Beats For Dinner – Samanta Fox, Javier Logares, Moon&Mann, Alex Cliche, Joan Aloy, Nicolas Avolos, Txus Rosado, Heidi Mari, Düito, Laurine, Still Deep, Burkey, The Deal

03. August (24h): Arcadia – Casionova, Sean Patrick, Franz Underwear, Peter Power, Emil Doesn’t Drive

10. August (24h): Benedikt Frey, Pablo Sanchez (live), Vtothed, Nikoslav Nachhall, Menq Ui, Attila & M

17. August (24h): Cleveland, Johannes Vogel, Elisabeth, Thierry Glove

Der Beitrag auf soundcloud zum Nachhören:

http://soundcloud.com/bln-fm-im-fokus/im-fokus-clubcheck