Viele Winterkollektionen der letzten Fashion Week im Januar stehen noch nicht in den Geschäften, da steht die nächste „Mercedes Benz Fashion Week“ (MBFW) an: Vom 2. bis zum 5. Juli 2013 verwandelt sich die Gegend rund um das Brandenburger Tor wieder zum Magneten für den deutschen Modezirkus.
Ist Berlin 2013 immer noch das “schwarzes Schaf” der Modewelt? Ja und Nein: Trends werden anderswo gemacht, in New York, Paris, Mailand, London und seit einigen Jahren auch in Asien. Berlins kulturelle Identität ist anders als die der großen Weltmetropolen – und das spiegelt sich auch in Kleidung und Design wieder. Der Stil ist weit entfernt von dem Glamour der haute couture, hier nimmt man sich nicht allzu ernst. Anders als die großen internationalen Modehäuser, die Saison für Saison neue Märchengeschichten auf dem Laufsteg inszenieren, bestehen die meisten Berliner Designer auf ihre eigene unverwechselbaren Handschrift: Augustin Tebouls Leder und Spitzenlooks sind klar wiedererkennbar. Andere Berliner Designer wie Hien Le und Perret Schaad setzen auf saubere und reduzierte Schnitte wie beim Vorbild Jil Sander, und verzichten auf Muster und Knallfarben. Hier und da finden sich ein paar rebellische Elemente und ein kleines Augenzwinkern, in den Entwürfen, wie zum Beispiel bei den ungesäumten Nähten Vladimir Karaleevs.
Das ist schön und gut und sorgt ansatzweise für ein bisschen Traditionsgefühl auf dem deutschen Modemarkt, der früher vor allem für klassische Looks á la Hugo Boss bekannt war. Langfristig würde man sich für die Hauptstadt ein bisschen mehr Mut und Kontroversen auf dem Laufsteg wünschen – es muss ja nicht gleich die nächste Vivienne Westwood kommen!
Mit Spannung wird erwartet, wer 2013 den “Designer for Tomorrow”-Award gewinnt, den die englische Designerin und Beatles-Tochter Stella McCartney präsentiert. Der letztjährige Gewinner Leandro Cano sorgte mit seinen feminin-verspielten Designs für Aufsehen: da war dann doch glatt etwas internationales „couture flair“ in die deutsche Hauptstadt.
In den vergangenen Jahren bemängelten viele Kritiker noch die mangelnde Professionalität der „Fashion Week“. Mittlerweile kann davon nicht mehr die Rede sein: nicht mehr austauschbare Fashion-Bloggern besetzen die ersten Reihen der Präsentationen, nun sind dort Redakteure etablierter Publikationen zu finden, außerdem Schauspieler, die gern als Aushängeschilder der Marken agieren und zahlreiche professionelle Vertreter von Berliner Fashion PR-Agenturen.
Doch auch für Normalsterbliche gibt es wieder die Chance dabei zu sein: Die „Fashion & Fusion Show“, bei der junge Nachwuchsdesigner wie das Berliner öko-Label PAGE ihr Können beweisen, ist einer von vielen kostenlosen Showrooms, die jedem zugänglich sind. Auch im Postbahnhof präsentieren Designer wie Issever Bahri, Sissi Goetze und Julian Ziegerli abseits des Laufstegs im „Collect Showroom“ ihre Kollektionen.
Wer ohne Akkreditierung trotzdem mal eine Modenschau von innen sehen möchte, sollte sich die „seeFashion13“ am 5. Juli nicht entgehen lassen: Dort zeigen Absolventen der Kunsthochschule Berlin Weißensee ihre Modekollektionen.
- Fashion & Fusion Show, Anhalter Straße 8-9, Berlin-Kreuzberg, U-Bahn: Kochstraße, Eintritt frei.
- Collect Showroom, Postbahnhof, Straße der Pariser Kommune 8, Berlin-Friedrichshain, S-Bahn: Ostbahnhof, Eintritt frei, Anmeldung erbeten.
- Seefashion13 -Modenschau der Kunsthochschule Weißensee am 5. Juli, Beginn: 17:30 Uhr, ehemaliges Kino Kosmos, Karl-Marx-Allee 13a, Berlin-Friedrichshain, U-Bahn: Frankfurter Tor, Eintritt: 15-20 Euro inklusive Zutritt zur Aftershowparty.
„Mercedes Benz Fashion Week Berlin“, 2.7.-5. 7.2013 – Zentraler Veranstaltungsort: Schauenzelt am Brandenburger Tor, S-Bahn Brandenburger Tor, Einlass nur mit Einladung oder Presseakkreditierung