Das Sport- und Erholungszentrum SEZ in Berlin-Friedrichshain, das einstige Prestigeobjekt der DDR, könnte abgerissen werden, wenn es nach dem Eigentümer Rainer Löhnitz geht. Vertraglich ist der Investor zur Weiterführung eines Freizeitangebotes auf dem Gelände des SEZ verpflichtet, aber nicht zum Erhalt der Bausubstanz.
Seit Jahren will Rainer Löhnitz das SEZ zu einem Sport- und Familienhotel mit Stellplätzen für Wohnmobile und Ferienwohnungen umbauen. Diese Pläne wurden von den Behörden des Stadtbezirks abgelehnt. Weil der Investor für sich keine Alternative sieht, das Gebäude anders profitabel zu betreiben, droht er nun den Bau abzureißen. Dass er eine Chance hat damit durchzukommen, ist einem Versäumnis des Senats zu verdanken.
Für den symbolischen Preis von einem Euro übergab die Stadt 2003 Investor Rainer Löhnitz das Sport- und Erholungszentrum. Es war seit 2001 komplett geschlossen, weil sie damit zuletzt 400000 Euro jährlich Verlust gemacht hatte und saniert werden musste. Der neue Eigentümer sagte zu, das Gelände instand zu setzen und die Freizeitangebote wieder zu betreiben. Zwar renovierte Löhnitz Saunen, Fitnessräume und Sporthalle, doch die abgesprochene Komplettsanierung des SEZ blieb aus. Bis 2008 hätte der Senat das Gelände zurückfordern können. Doch die Frist verstrich, denn der Senat akzeptierte, dass das große Erlebnisbad geschlossen blieb. Ein kleines Tauchbecken und ein unsaniertes, mit kaltem Wasser gefülltes Außenbecken wurden als Hallenbad bewertet, schildert FDP-Politiker Gumbert Salonek im Tagesspiegel.
Nun nutzt der Inverstor Rainer Löhnitz das Gebäude als Druckmittel, um seine Pläne für die Nutzung des SEZ durchzusetzen. Im Vertrag mit Berlin ist nur die Nutzung des Geländes als Freizeitstätte vorgeschrieben, nicht aber der Erhalt des SEZ-Gebäudes. Deshalb kann Löhnitz das Gebäude abreißen. Franz Schulz, Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, sagt im Tagesspiegel, dass er einen Abriss in jedem Fall verhindern möchte. Als Chef der zuständigen Baubehörde will er einen Bebauungsplan aufstellen lassen, der dem Investor vorschreibt, dass er nach dem Abriss des SEZ das Gebäude genauso wieder aufbauen muss wie es vorher war. Rainer Löhnitz hingegen sieht sich als Opfer der Stadt und Buhmann. Deshalb dokumentiert er seine Bauanträge auf der SEZ-Homepage. Er behauptet: Ohne Ferienwohnungen und Hotel könne er das SEZ-Gebäude nicht wirtschaftlich erhalten.
Das SEZ wurde als DDR-Vorzeigebau mit Wellenbad, Kegelbahn und Schlittschuhdisko 1981 eingeweiht. Sogar eine eigene Briefmarke mit 2 Millionen Auflage gab es. Kurz vor der Wiedervereinigung entdeckte die gerade entstandene Technoszene das Gebäude als Veranstaltungsort. Wolle XDP, damals Mitarbeiter im SEZ, veranstaltete dort den „Tekknozid“-Rave, eine der ersten großen Partys der Berliner Techno-Szene.
Fotostrecke : das SEZ damals und heute