Bewohner und Unterstützende des Flüchtlingscamps am Oranienplatz demonstrierten am 18. Juni „gegen rassistische Attacken auf Geflüchtete und rassistischen Polizeieinsatz“. Am Vortag eskalierte dort ein Streit, bei dem ein Mann türkischer Abstammung einen Bewohner des Camps mit einem Messer verletzt hatte, berichtet die taz. Der Angreifer wurde wenig später von der Polizei festgenommen. Laut taz waren am Montagabend bis zu 250 Beamte in Kreuzberg im Einsatz, als es in der Folge zu Konfrontationen zwischen Anwohnern und Flüchtlingen kam. Auf beiden Seiten soll es Verletzte gegeben haben. Nun werfen die Flüchtlinge der Polizei ein unangemessen hartes Vorgehen vor. Denn Polizeibeamte verhafteten während des Tumults einen Flüchtling aus dem Camp, wie der Tagesspiegel berichtete.
Am Tag darauf versammelten sich mehrere hundert Menschen in einem Rondell aus Holzbänken. Die Stimmung war friedlich, aber angespannt. Ein junger Mann, der aus der Türkei stammt und seit mehreren Jahren in Deutschland lebt, sprach zu der Menge, dass es keinen Konflikt gäbe zwischen türkischen Anwohnern und Flüchtlingen. “Wir lieben alle Menschen. Wir wollen mit euch hier leben”, rief er durch ein Megafon über den Platz. „Alle Menschen sind gleich, wir sollten zusammenhalten“ schloß sich Sprecher des Flüchtlings-Camps an. Gleichzeitig bekräftigten sie ihre Forderungen an die Politik: die Abschaffung von Abschiebungen und der Residenzpflicht (BLN.FM berichtete bereits). Dann startete mit 600 Teilnehmenden der Demonstrationszug in Richtung Platz der Luftbrücke zum Polizeipräsidium. An der Spitze des Zuges lief eine Polizeistaffel mit zwei Einsatzwagen, dazwischen Beamte vom Konfliktteam. Die Sitzblockade am Tempelhofer Damm löste sich gegen 21.30 Uhr auf.
(Fotos: Sophie Bengelsdorf)