In Berlin ist das so: Eine riesige Multifunktionshalle wird offensiv mit der Werbebotschaft eines Mobilfunkkonzerns verknüpft. Ein Labor für Stadtentwicklung trägt die Marke eines Automobilherstellers im Namen. Welche Symbole weithin sichtbar die Stadt dominieren, bestimmen mittlerweile Großkonzerne. Das geschieht nicht erst seit gestern. Denn bereits seit dem Bau des Europa-Centers vor über 40 Jahren leuchtet der Mercedes-Stern über die „City West“.
Dennoch gab es vor allem in Berliner Szenebezirken in den letzten Jahren immer wieder Proteste, wenn sich Großkonzerne ins Stadtbild einkauften. Doch beim neuen „Stern“, der seit einigen Tagen über Berlin-Friedrichshain erstrahlt, ist es bisher anders. Alles bleibt ruhig. Acht Meter hoch ist das Firmenlogo von Mercedes-Benz, das im Dunkeln weithin sichtbar die Gegend rund um die neue Vertriebszentrale am Ostbahnhof beleuchtet. Mitte Juli 2013 ziehen die ersten der 1.300 Mitarbeiter in das neue Gebäude ein.
Das Gebäude von Mercedes Benz ist nur ein Teil des geplanten neuen Stadtviertels gegenüber der East Side Gallery, welches bis 2020 fertig gestellt werden soll. An der Warschauer Straße soll im Herbst der Grundstein für ein riesiges Einkaufszentrum mit 120 Geschäften gelegt werden. Dazu kommt noch ein Holiday Inn-Hotel mit 217 Zimmern und einem Parkhaus. Der Investor „Wohnkompanie“ will nördlich vom Daimler-Gebäude 500 Wohnungen in „Wohntürmen“ und eine Kita für insgesamt 180 Millionen Euro bauen. Ein Teil der Wohnungen soll zu Mietpreisen zwischen 7-15 Euro pro Quadratmeter angeboten werden. „Living Level“, ein 60 Meter hoher Turm mit Eigentumswohnungen, befindet sich bereits im Bau. Das Projekt und die geplante Brommy-Brücke, welche den Park hinter der East Side Gallery mit dem Kreuzberger Spreeufer verbinden soll, bedingten die Versetzung von mehreren Metern der Eastside Gallery, welches zu den letzten großen Protesten gegen „Mediaspree“-Bauprojekte führte (BLN.FM berichtete).
(Foto: Kai La Quatra)