Different Marks – Untitled

Different-Marks - Untitled - CoverLetztes Jahr tat sich das polnische House-Duo Catz ‚N Dogz mit dem britischen Produzenten Martin Dawson a.k.a King Doc a.k.a. 50% Two Armadillos zusammen, um als Trio Different Marks ein gemeinsames Album aufzunehmen. Am 12. November 2012 starb Dawson unerwartet an den Folgen einer Hirnblutung – ein halbes Jahr später erscheint nun Different Marks-Album „Untitled“. Als eine Art künstlerischer Nachlass (und um vielleicht dem Vorwurf des Ausverkaufs zu entgehen) stellen Catz ‚N Dogz das Werk als Gratis-Download zur Verfügung. Was haben die elf Tracks zu bieten?

Der Opener „Shiny Pennies“ versprüht eine dezente Brise von 70er-Jahre-Disco, die gemeinsam mit der guten Stimme von Cari und der poppigen Grundstimmung das Sich-Einlassen auf das Album sehr einfach macht. Pop ist sowieso das Thema, welches „Untitled“ auf eine diffuse Art und Weise zusammenhält. Besonders deutlich wird das bei Songs wie „Can’t Figure Me Out“ – eine chillige Down- bis Midtempo-Nummer, die sich ohne Probleme auch auf dem ersten Justin Timberlake-Album „Justified“ wohlgefühlt hätte. Auch „Lavender Lady“ hat absolutes Ohrwurmpotenzial. Gerade im Refrain lassen sich Bilder einer erwachsen gewordenen Retro-Boyband, die entspannt ihren zweiten Frühling genießt, kaum verdrängen.

Doch natürlich vergessen Catz ‚N Dogz und Dawson nicht ihre elektronischen Wurzeln. „Into The Night“ vereint House und Bass Music in sich und wäre das Ergebnis nicht irgendwie ein bisschen prollig-plump-Stranddiscomäßig geworden, wüsste man die hier angedeutete Experimentierfreude wahrscheinlich noch mehr zu schätzen. Besser gelungen ist „You Help Me“, das sich mit seiner Kombination aus Bass und Synthie-Geschwurbel als tanzbarer Rausschmeißer ganz am Ende des Albums versteckt hat. Einen Gang runter schaltet Different Marks in „We Are Young“, das zwar mit der angesagten Mädchenstimme, Claps und Wabersynthies nicht besonders innovativ wirkt, dessen gute Grundstruktur aber förmlich ‚Remix me!‘ schreit. Am auffälligsten ist jedoch das Feature von James Yuill. Der Folktronica-Star bringt seinen ganz eigenen Stil gut in „Motor Stepper“ mit ein, so dass ein unerwartet düsteres, mysteriöse wirkendes Chillwave-Stück entsteht, das sich komplett von der restlichen Albummasse abhebt.

„Untitled“ ist ein gutes Album geworden. Nicht mehr und nicht weniger. Die Vielseitigkeit durch die Mischung der verschiedenen Stile täuscht ein wenig über die Tatsache hinweg, dass eigentlich nichts wirklich Neues oder auch nur Modernes passiert. Elf zeitlose, solide und allemal hörenswerte Tracks – Martin Dawson kann mit seinem letzten Kreativwerk durchaus zufrieden sein.

Reinhören:

Tracklist:

  1. Shiny Pennies feat. Cari
  2. Can’t Figure Me Out feat. Ben Westbeach
  3. Into The Night feat Mama
  4. To Be Without Me feat. Glimpse
  5. Lavender Lady feat. Paul Randolph
  6. Motor Stepper feat. James Yuill
  7. Lonely In My Room
  8. We Are Young feat. Tanya Horo
  9. If You Ask Me feat. Voitek Taranczuk
  10. Ula
  11. You Help Me feat. Nnaji

(Pets Recordings)