Am ersten Juni-Wochenende fällt der Sommer ins Wasser. Statt Open Airs haben wir ein paar Kunst-Tips, denn gerade haben in Berlin zahlreiche Ausstellungen eröffnet, die einen Blick wert sind.
Jonathon Keats zeigt Gedankenspiele
Das amerikanische Intellektuellen-Magazin The New Yorker verlieh dem experimentellen Künstler und Philosoph Jonathon Keats das Prädikat „Dichter der Ideen“. Der Amerikaner schwebt wirklich zwischen Wahnsinn und Genie. Das beweist er ab diesem Wochenende beim team titanic in Berlin-Neukölln.
In einer Galerie in San Francisco baute Jonathon Keats eine Sternwarte für Cyanobakterien, mit Wissenschaftlern der University of California versuchte er Gott gentechnisch zu konstruieren und in Sacramento eröffnete er ein photosynthetisches Restaurant für Pflanzen. In Berlin wird er nun die erste Agentur für das Klonen von Menschen eröffnen. Er will Klone von Lady Gaga und Angela Merkel herstellen und bedient sich dabei eines Verfahrens, das allein auf Daten aus Online-Archiven und Chemikalien aus der Apotheke basiert. Verrückt?
Mindestens genauso abgefahren ist sein zweites ausgestelltes Projekt. Keats zeigt olfaktorische Gemälde, die er statt mit Farben mit seinen eigenen Pheromonen malt. Durch die duftenden, hormonellen Botenstoffe sollen die Emotionen des Künstlers auf die Betrachtenden überspringen und echte Gefühle wie Wut, Ekel oder Liebe auslösen.
Freitag, 31. Mai ab 19 Uhr, noch bis 8. Juni, team titanic, Flughafenstrasse 50, Berlin-Neukölln, U-Bahn: Boddinstrasse, Eintritt: kostenlos
Berliner Fotografen stellen sich vor
Im exp12/exposure 12 stellt Maria Xesfigi am Samstag ihre Online-Plattform „Berlin Fotografen“ vor. Zusammen mit Fotografin und Bildredakteurin Ismini Goula hat sie diese gegründet, um Fotoprojekte, Fotobücher und Ausstellungen Berliner Fotokünstler bekannter zu machen und die Kreativen zu vernetzen. In ihrer Slideshow am Samstag präsentiert Maria Xesfigi Fotos von 20 Künstlern, darunter Aufnahmen von Li Han-Lin, die bereits für Magazine wie „Vogue Japan“ und“ GQ“ fotografiert hat.
Die Räumlichkeiten des „exp12“ stellt ein Kollektiv der renommierten „Ostkreuzschule für Fotografie Berlin“. Parallel zeigt eine Ausstellung Portraits flüchtiger Zufallsbegegnungen mit Fremden, die der Fotokünstler George Papacharalampus in Berlin 2009 aufgenommen hat.
Samstag, 1. Juni ab 22 Uhr, exp12/exposure12, Greifswalder Straße 217, Berlin-Prenzlauer Berg, S-Bahn: Greifswalder Straße, Eintritt: kostenlos
Anish Kapoor läßt Farben detonieren
Mit Anish Kapoor holt sich der Martin-Gropius-Bau einen der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler unserer Zeit ins Haus. Bereits im Alter von 16 Jahren beschließt der in Mumbai geborene Kapoor Künstler zu werden. In London studiert er in den 1970ern Bildhauerei an der „Homsey School Of Art“, der fortschrittlichsten und radikalsten Kunstschule Englands. Bekannt wird er durch seine spektakulären, oft überdimensionierten Skulpturen aus ungewöhnlichen Materialien wie PVC und Wachs, die über und über mit farbgesättigten Pigmenten bestreut sind. Seine Arbeiten fesseln das Auge und spielen mit scheinbaren Gegensätzen: Ordnung im Chaos, Ebenheit und Unebenheit, Leere und Dichte. Über die Jahre hinweg hat er so ein Werk erschaffen, das die Grenzen zwischen Malerei, Bildhauerei und Architektur verwischt.
Es ist Kapoors erste große Ausstellung in Berlin. 70 seiner Werke füllen das gesamte Erdgeschoss des Martin Gropius Bau. Darunter befindet sich auch ein eigens für den Lichthof des Martin-Gropius-Bau konzipiertes neues Werk.
Sonntag, 2. Juni, 14 Uhr Führung mit Kurator Norman Rosenthal, bis 24. November (außer dienstags) , Martin Gropius Bau, Niederkirchnerstraße 7, Berlin-Mitte, U-/S-Bahn: Potsdamer Platz, Eintritt: 11€ / ermäßigt 8€
(Fotos: Promo)