The Black Dog – Tranklements

The Black Dog Tranklements„Wir haben uns schon immer wie seltsame Außenseiter gefühlt“, sagten The Black Dog bei der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Tranklements“. Die als Pioniere der Intelligent Dance Music (IDM) geltenden Engländer loten seit den frühen Neunzigern immer weiter die Grenzen des Genres aus, wenn sie für ihre Konzeptalben abstrakte Themen vertonten. So forschte „Music For Real Airports“ (2010) den Emotionen in den funktionalen Anlagen eines Flughafens nach.

Spricht Musik über Außenseiter von Außenseitern nur Außenseiter an? Grenzen The Black Dog bewusst ihre Hörerschaft ein, indem sich ihre Musik auf Erfahrungen und Informationen bezieht, die sich Hörenden nicht einfach aus der Musik erschließt? Das Album „Tranklements“ konfrontiert sie mit dunklem Drone-Rauschen, in Ambient-Sphären abdriftenden Klangblöcken sowie sparsam und punktgenau eingesetzten Stimmeffekten. Dazu können keine Massen im Viervierteltakt tanzen. Stattdessen schicken The Black Dog Hörende auf eine emotionale Reise durch musikalische Referenzen, die sich im Laufe mehrerer Jahrzehnte in ihrem Sheffielder Wirkungskreis angesammelt haben. Darauf weist schon der Album-Titel hin: „Tranklements“ ist ein Slangwort und beschreibt eine persönliche Kollektion von Dingen mit emotionalem Wert.

Musikalische Erinnerungen an 30 Jahre Außenseitertum – Wer kann da mitkommen?

In einem Interview deutet das Trio ihr eigenes melancholische Intro „Alien Boys“ selbst: es ist die Eingangstür in die verqueren Gedankenräume von Anschluss suchenden Teenagern. Hinter der Schwelle warten zehn Anhaltspunkte und Klanggeschichten, die von kurzen Zwischenstücken, „Bolts“, getrennt und übergeleitet werden. „Pray Crash I“ und „Pray Crash II“ treiben zur Mitte des Albums die Stimmung in düsterere Ecken, wenn eine verzerrte Stimme unterschwellig-bedrohlich „Over“ raunt. Dieses Untergangsszenario entstand mit fünf Computern und Synths live im Studio auf und fand seinen Weg ohne die übliche Nachbearbeitung auf’s Album. Zum Ende des Albums beschreiben drei melancholisch-nebelige Tracks den Abschied aus der Welt von „Tranklements“.

Wie eine Auswahl aus biographischen Erinnerungsschnipseln wirkt die Sammlung der „Tranklements“ recht willkürlich. Der emotionale Wert der Referenzen für die Produzenten hinter The Black Dog bleibt zuerst uneindeutig. Die Klangschnipsel wirken zunächst zusammenhanglos, Hörende müssen selbst Anschluss suchen, indem sie die Platte intensiv hören um sie zu fühlen.

The Black Dog werden in „Tranklements“ ihrer Aussenseiterrolle gerecht, in der sie sich offensichtlich sehr wohl fühlen. So bleiben sie und ihre Musik Außenstehenden unzugänglich, neue Fans dürften sie mit der Platte nur wenige gewinnen. Das sollte aber nicht negativ verstanden werden: denn die Suche nach dem Zugang zur Musik vereint, egal ob Außenseiter oder nicht, die Fans zu einer eingeschworenen Gemeinschaft.

Tracklist:

  1. Alien Boys
  2. Bolt No 6
  3. Atavistic Resurgence
  4. Bolt 11b
  5. Cult Mentality
  6. Hymn For SoYo
  7. Bolt 3533f
  8. Pray Crash I
  9. Pray Crash II
  10. Bolt 57w
  11. Internal Collapse
  12. First Cut
  13. Bolt 9>3
  14. Death Bingo
  15. Mind Object
  16. Spatchka

(Dust Science Recordings)