Vergangene Woche hat der Berliner Senat den Mietspiegel 2013 vorgestellt. Angesichts der Zahlen zeigte sich Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) positiv überrascht: „Trotz eines zunehmend angespannten Wohnungsmarktes sind die Mieterhöhungen gegenüber dem bisherigen Mietspiegel 2011 moderat ausgefallen.“ Im Durchschnitt haben sich die Mieten gegenüber dem letzten Berliner Mietspiegel 2011 jährlich um 3,1 Prozent erhöht.
Doch die Zahlen für die Altbau-Wohnungen in der Innenstadt widersprechen den beruhigenden Worten des Senators. BLN.FM hat sich diese Zahlen etwas genauer angeschaut und verglichen. Studierende und Kreative wohnen vor allem in Altbauten in der Innenstadt, in Wohnungen, die der Mietspiegel als „einfache“ und „mittlere“ Wohnlage klassifiziert. Und das sind gerade die Wohnungen, für die die Kaltmieten laut Mietspiegel besonders stark gestiegen sind. Innerhalb der letzten vier Jahre erhöhte sich die Durchschnittsmiete für 1-Raum-Wohnungen im Altbau um 31 Prozent.
Setzt sich die Entwicklung weiter fort, zahlt man 2015 für eine 1-Raumwohnung genauso viel wie 2009 für zwei Zimmer. Dabei gleichen sich die Preise für Altbau in schlechteren Wohnlagen zunehmend denen in besseren Gegenden an. Demgegenüber wachsen die Einkommen der Berliner viel langsamer. Die Folge: Sie müssen immer mehr von ihrem Geld für die Miete beiseite legen.
Die Erleichterung, die der Berliner Senat und einige Journalisten verbreitet haben, basiert auf einer oberflächlichen Interpretation des Mietspiegels. Betrachtet man die Mietentwicklung in bestimmten Bereichen – und zwar besonders für jene typischen Wohnungen, die von Kreativen und Studierenden nachgefragt werden – so sind seit 2008 die Durchschnittsmieten mehr als rasant gestiegen. Wenn jetzt der Senator für Stadtentwicklung beruhigende Worte findet, dann spricht das dafür, dass nach wie vor ein Wahrnehmungsproblem im Berliner Senat existiert.
Der ganze Mietspiegel zum Download.
(Foto von Alex1011, CC BY-SA 3.0)