Benga – Chapter II

benga - chapter IIDubstep hat den Mainstream erreicht. Die Monsterbässe wabern durch TV-Werbespots und Beiträge zum Eurovision Song Contest. Was ist da von dem Genre noch zu erwarten? Einer, der die Frage beantworten könnte, ist Benga. Der Brite gilt zusammen mit Skream als der Dubstep-Pionier der 2000er. Mit „Chapter II“ erscheint nun sein drittes Album – erstmals auf dem Majorlabel Sony Music. Passt sich Benga damit auch der Masse an?

Gleich das Anfangsstück „Yellow“ wischt diese Bedenken zur Seite – vorerst. Der Track geht gerade nach vorn, setzt die Wobbles dezent ein, wartet auf mit guten Synthie-Lines und passenden, gesprochenen Vocals. Auch andere Stücke überzeugen auf Anhieb. In „There’s No Soul“ formen schnelle Drums, hohe Synthieklänge und Orgel einen Rave-Track, der dezent an düstere, frühe Veröffentlichungen von Modeselektor erinnert. Bei „To Hell And Back“ hingegen gewittert, wummert und lärmt es über viereinhalb Minuten ungestüm um beide Ohren. Das ist keine leichte Kost, aber ein „Brett“ – und zu Recht bereits im vergangenen Dezember als Single vorab erschienen.

Zahlreiche Stücke auf „Chapter II“ werden bekannt vorkommen. Neben „echten“ neuen Tracks gibt es auch einiges bereits veröffentlichtes Material, schließlich hat sich Benga für das Album knapp drei Jahre Zeit gelassen. Einer der bekanntesten Tracks ist das bereits jetzt schon als Klassiker zu bezeichnende „I Will Change“. Er nutzt wohlbekannte, oft erprobte Dubstep-Schemata und holt das Beste aus ihnen raus. Spätestens ab dem ersten Drop kann man sich dem Bann nicht mehr entziehen. Das dazugehörige Video war völlig zu Recht 2012 von MTV als „Best Dance Video“ nominiert.

Es lassen sich noch weitere starke Tracks finden: Als elektronischer Schuhplattler zeugt „Click and Tap“ von Bengas experimenteller Seite. „Forefather“ hingegen punktet dank des Gastspiels von Rapper Kano mit Hiphop-Flair, was den sehr simplen, zeitlosen Grundbeat ungemein aufwertet.

Anderes ist hingegen nicht so gelungen. Denn sobald Benga auf „Chapter II“ jemanden auf seine Tracks singen lässt, sinkt das musikalische Niveau rapide. „Smile“ mit Charli XCX klingt wie einer der missglückten Dubstep-Versuche auf dem letzten Britney Spears-Album. „Choose 1“ hört sich durch den Gesang von Youngman wie ein Boyband-Song an. Und auch „Higher“ mit Autumn Rowe mutet sehr poppig an. Sowas erwartet man eher auf einem Album von Example und Co.

Von diesen Ausrutschern abgesehen, bleibt der Gesamteindruck für „Chapter II“ jedoch positiv. Benga beherrscht sein Handwerk nach wie vor und weiß mit Bässen, Synthies und allerlei elektronischen Spielereien umzugehen. Da verzeihen wir dem Genre-Wegbereiter auch die gelegentliche Anbiederung an den Massengeschmack.

 Vorhören


Tracklist:

  1. Yellow
  2. Smile
  3. Click And Tap
  4. Forefather (feat. Kano)
  5. I Will Never Change
  6. Choose 1 (feat. Youngman)
  7. There’s No Soul
  8. Higher (feat. Autumn Rowe)
  9. To Hell And Back
  10. Warzone (feat. Sam Frank)
  11. High Speed (feat. P Money)
  12. Chapter  II  To Inspire
  13. Running
  14. Waiting (feat. Happiness)

(Sony Music)