Yacht – See Mystery Lights

seemysterylights200Bis 2007 musizierte Jona Bechtolt aus Portland als eine Hälfte der famosen Dance-Folker The Blow. zusammen mit Mikhaela Yvonne Maricich brachte er z.B. die exzellente Single „Parentheses“ auf dem Kölner Tomlab-Label  raus. Dann widmete er sich aber ausschließlich seinem Solo-Projekt Yacht und veröffentlichte vor zwei Jahren bereits dessen drittes Album (voran gingen zwei zwar experimentierfreudige, aber doch recht selbstbezogene Platten) mit dem schönen Titel „I Believe You. Your Magic Is Real“. Deren großer Reiz bestand vor allem in der gelungenen gleichberechtigten Kombination von indie-rockig bis post-punkigen Songs mit elektronischen Umsetzung – ohne dass die Musik dabei dem Frankenstein-Effekt erlag. So könnten die Indie-Rocker Pavement, deren Reunion gerade für Anfang 2010 bekanntgegeben wurde, im Jahr 2009 klingen.

Nun ist – die erste große Neuigkeit – das Projekt Yacht zum Duo gewachsen. Mit der Sängerin Claire L. Evans, die auf jedem der acht Songs (plus zwei Alternativ-Mixe) zu hören ist, erfährt der Yacht-Sound nicht nur eine große Bereicherung, man hat beim ersten Hören auch das Gefühl, dass aufgrund der eingeführten Arbeitsteilung, nun weniger Last auf Bechtolts Schultern ruht, der nun den Kopf und mehr Energie für musikalische Ideen frei hat. Paukenschlag Nr. 2 gebührt dem Wechsel zu DFA Records. Deren Chef James Murphy und dessen eigenem Pony im Stall, LCD Soundsystem, widmeten Yacht mit „Summer Song“ sogar eigens einen Track, der schon bereits auf einer gleichnamigen EP erschien. „Summer Song“ taugt mit seinem straighten Beat und der, ihre analoge viersaitige Herkunft nicht verhehlenden Bassline, zwar zur eher minimalistischen Reminiszenz an den Mäzen Murphy, aber gehört sicher nicht zu den Highlights von „See Mystery Lights“.

Die finden sich eher da, wo Yacht aus dem Vollen schöpfen. Im Gegensatz zum grafisch schlichten schwarz-weißen Album-Cover ist der Yacht-Sound-Kosmos einer voll des farblichen und förmlichen Überschwangs. Im Verhältnis zum Vorgänger hat man sich noch etwas weiter vom Song-Format entfernt und auf diese Weise noch mehr strukturelle Flexibilität erspielt – bei gleichzeitig erhöhter Melodie-Dichte. Man höre dazu nur das karibisch überbordende „Psychic-City“. Das funky „I’m In Love With A Ripper“ ist ein Beispiel für den Teil des Albums, die seine Stärken eher aus der genialen Rhythmik zieht. Ja, „See Mystery Lights“ ist ein Wohlfühl-Album mit Wodka im Milchkaffee und Party-Pillen im Kakao; ihren Optimismus, der mit Zeilen wie „Don’t Fight The Darkness / Bring The Light And Darkness Will Disappear“ und „We Have All We`ve Ever Wanted“ auch lyrisch voll durchschlägt, konterkarieren Yacht aber mit einer sympathischen, sich nicht wichtig nehmenden Nonchalance. Und so bleibt trotz seligen Lächelns auch der Coolness-Faktor gewahrt, falls denn jemand darauf bestehen sollte.

Hier eine kleine Preview des Albums:

[podcast]http://www.bln.fm/media/audio/previews/yacht_see_mystery_lights.mp3[/podcast]

Tracklist

  1. Ring The Bell
  2. The Afterlife
  3. I’m In Love With A Ripper
  4. It’s Boring / You Can Live Anywhere You Want
  5. Psychic City (Voodoo City)
  6. Summer Song
  7. We Have All We’ve Ever Wanted
  8. Don’t Fight The Darkness
  9. I’m In Love With A Ripper (Party Mix)
  10. Psychic City (Version)

(DFA)