Seit 1996 ist der Karneval der Kulturen jedes Jahr zu Pfingsten ein Besuchermagnet, der mit bunten Umzugswagen, Tänzern und Musikern aus aller Welt Touristen in die Stadt lockt. 2013 werden 1,3 Millionen Besuchern erwartet. Doch seit mehreren Jahren steckt das bunte Fest in finanziellen Schwierigkeiten. Immer mehr Gruppen sagen ihre Teilnahme ab. Waren es 2011 noch 96 Gruppen, ging die Anzahl im 2012 auf 90 zurück. Dieses Jahr haben sich nur noch 76 Gruppen angemeldet.
Berlin kassiert, die Karnevalsakteure zahlen drauf
Grund dafür ist die mangelnde finanzielle Unterstützung der Multikulti-Parade durch das Land Berlin. 750000 Euro kostet die Veranstaltung, der Senat übernimmt nur 270000 Euro. Die Einnahmen des Karnevals reichen für Organisation, Müllentsorgung und Sicherheitsdienste aus – für die Unterstützung der Gruppen bliebe aber oft nichts übrig, so die Veranstalter von der Werkstatt der Kulturen. Das Geld für die Ausstattung der aufwendig gestalteten Umzugswagen und die Kostüme müssen die Gruppen selbst aufbringen und investieren dabei mehrere tausend Euro aus eigener Tasche. Auf Nachfrage des Tagesspiegels sagt die Senatsverwaltung für Integration, dass der Senat dafür nicht mehr Geld zuschießen könne, weil der Karneval eine ehrenamtliche, aber dennoch „private“ Veranstaltung sei. Alle weiteren angefragten Verwaltungen erklärten sich für „nicht zuständig“.
Die Grünen fordern deshalb vom Berliner Senat einen 100.000-Euro-Fond, um Gruppen beim Karneval der Kulturen zu unterstützen. Dieser soll sich aus Geldern der Tourismus- und Wirtschaftsförderung speisen. Noch ist der Antrag vom November 2012 nicht im zuständigen Ausschuss des Berliner Landesparlaments besprochen worden. Dabei spült der Kreuzberger Straßenkarneval durch Gastronomie und Tourismus-Einnahmen jährlich 53,3 Millionen Euro in die Berliner Kassen. Darüber hinaus profitiert Deutschlands Hauptstadt nicht nur finanziell vom Karneval, sondern er ist ein enormer Imagegewinn für die Stadt.
Keiner will im Berliner Senat zuständig sein
860.000 Menschen mit Migrationshintergrund leben in Berlin. Für diese Menschen ist der Karneval als Fest der Integration, als Zeichen gegenseitiger Toleranz und Respekt besonders wichtig. Er ist eine Gelegenheit für sie Präsenz zu zeigen, sich zugehörig zu fühlen. Wie viel bleibt übrig von der multikulturellen, weltoffenen Hauptstadt, wenn der Karneval nach und nach finanziell ausblutet?
(Foto: Andre Akiwitz, CC BY 2.0)