Waldorf – ein Quartett, bestehend aus Kid Italy, Clark Steiner, Cathand Neitzsch und dem Disghost. Ein Quartett, das sich scheinbar selbst keine Grenzen gesetzt hat. Die beim Züricher Label Le Bal Records beheimatete Band verzichtete bei der Entstehung ihres zweiten Albums „Post Hormon Music & Choral Fantasy“ auf spießiges Zusammenarbeiten vor Ort. Stattdessen werkelten die beiden Songschreiber Italy und Steiner in Zürich beziehungsweise Hamburg einzeln vor sich hin, bis jeder von ihnen sieben Songs zusammen hatte, die dann durch Produzentenhand in ein Album verwandelt wurden. Das Ergebnis? Auf seine ganz eigene Art und Weise wie aus einem Guss.
Das verbindende Glied zwischen den einzelnen Tracks ist das Unerwartete – jedes Stück enthält mindestens ein Element, mit dem man so nicht gerechnet hätte. Wenn nicht gleich der ganze Song den Rahmen sprengt. „Fear, Mother of Morality“ ist ein Beispiel dafür. Denn da liefern die eigentlich für Electroclash bekannten Waldorf ein fast schon hartes, schnelles Rockstück ab, das so gar nicht in die friedliche Welt des Albums passen möchte. Im heftigen Kontrast dazu steht „Hail to the People“. Die Single klingt nach massenradiotauglichem Sommer-Hippie-Pop im besten Sinne, getragen von luftig-leichten Claps.
„Night Must Fall“ und „Aquarius 2012“ überzeugen auf unterschiedliche Arten mit 80er-Jahre-Charme – reiner, eingängiger 80ies-Pop bei „Night Must Fall“, ein diffuses Retrofeeling gepaart mit mittelalterlich-klassisch anmutendem Stilbruch bei „Aquarius 2012“. Bis in die 1960er hingegen führt uns „Hocus Pocus Out of Focus“; ein Song, der mit seinem schlicht gezupften Bass, dem Lo-Fi-Gesang und den wirren Lyrics der perfekte Soundtrack für entspannte Hippieparties wäre. Ein Mischung aus James Blake und Dschinghis Khan bietet „Lovedeo“. Am Anfang ein softes Arrangement, das auch von dem jungen Briten stammen könnte – am Ende nimmt die vorher nur dezent eingesetzte Flöte überhand, stimmt eine fetzige Melodie an und verwandelt das Stück in einen potenziellen Floorfiller, so dass man es schade findet, dass das Spektakel nach einer Minute vorbei ist.
Absolutes Hightlight des Albums ist jedoch „Wahre Liebe Roboter“. Der dadaistisch angehauchte Songname täuscht: Hier warten knapp drei Minuten perfekt arrangierte Musik auf den Hörer. Gitarren, Schlagzeug und mit „Oh, it’s real love, yes, it’s real“ eine simple Mitjaul-Hookline formen einen fantastischen Alternative Pop-Song.
Das neue Waldorf-Album ist sicher nichts für den schnellen Nebenbei-Konsum. Wenn man sich jedoch erstmal von allen Erwartungen frei macht und auf das Querbeetrock-Electroclash-Pop-Potpourri einlässt, entdeckt man die eine oder andere Perle. Bei dem Genre-Hopping, das hier veranstaltet wird, sollte eigentlich für jeden etwas dabei sein.
Tracklist:
- Bongos over Broadway
- Hocus Pocus Out of Focus
- Wahre Liebe Roboter
- Aquarius 2012
- The Acid Bridge
- Vascock’s Let It Go
- Eye of the Truth
- Hotter than the Polizei erlaubt
- Hail to the People
- Helleluja
- Lovedeo
- Night Must Fall
- Black Sun Jackson
- Fear, Mother of Morality