Anika – Anika EP

Anika EP - CoverZugegeben: Einen Preis für die besonders kreative Betitelung ihrer Veröffentlichungen wird die Deutschbritin Anika wohl nicht gewinnen. Zweieinhalb Jahre nach ihrem Debütalbum „Anika“ ist nun ihr nächstes Werk erschienen: „Anika“-EP. Andererseits ist es eben diese Nüchternheit, die ihrer Musik Charme verleiht und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. „Weniger ist mehr“ – scheint das Credo der Sängerin zu sein.

Bei der minimalistischen Interpretation der Songs dürfte Produzent Geoff Barrow eine große Unterstützung gewesen sein. Der Musiker von Portishead suchte 2009 für sein Nebenprojekt BEAK> nach einer geeigneten Sängerin. Nachdem er Anika zu einer Jamsession eingeladen hatte, war Barrow so sehr von ihrer Stimme angetan, dass er kurzer Hand ein Album mit ihr aufnahm. Nach fast zwei Jahren auf Tour folgt nun die EP, auf der größtenteils Coverversionen zu hören sind. Wie schon bei ihrem Debüt, hat Anika auch diesmal Wert darauf gelegt, dass jeder Song bloß einmal eingespielt wurde, um auf der EP zu landen. „Wenn man die Fehler drin lässt und nichts poliert, das lässt einen viel echter und verletzlicher wirken,” sagte Anika kürzlich im Interview mit Noisey.

Tatsächlich ist es das Unpolierte, was den Aufnahmen etwas besonderes verleiht. Anikas Gesang ist weit davon entfernt, als makellos beschrieben zu werden. Und doch kann man sich keine passendere Stimme für die Lieder vorstellen. Wenn Anika zärtlich zwischen pochendem Bass und Hammond-Orgel den alten Kinks-Song „I Go To Sleep“ anstimmt, dann gibt es nur wenige Gründe, sich nicht ob der verflossenen Liebe in die Besinnungslosigkeit zu saufen. Die Verletzlichkeit bleibt über die gesamte EP bestehen, ohne jedoch ins Weinerliche abzudriften. Dabei wirken Songs wie „Love Buzz“ (Shocking Blue) und „In the City“ (Chromatics) fast aus der Zeit gefallen, da sie so authentisch den Geist des trashigen, dunklen Proberaums der frühen 70er Jahre in sich wahren. Nicht umsonst wird als Referenz zu Anika oft der Vergleich mit Nico und Velvet Underground gezogen. Man könnte fast sagen, je entfernter der Gesang, desto intensiver wird die Stimme im Kopf. Das ist in gewisser Weise Irrsinn – aber irgendwie auch ein schöner.

Tracklist:

  1. I Go To Sleep
  2. He Hit Me
  3. Love Buzz
  4. In The City
  5. No One’s There (Dub)
  6. Yang Yang (Dub)

(Stones Throw Records)