Am 30. April fand im traditionsreichen Berliner Kino International die Premiere der Dokumentation „We Are Modeselektor“ statt. Gedreht wurde sie von Romi Agel und Holger Wick, Macher des DVD-Magazins „Slices” von „Electronic Beats”. Sie haben Modeselektor auf ihrer Tour rund um die Welt begleitet und Bilder der Live-Shows eingefangen. Klingt das nicht nach einer aufwendig gemachten Promo-Aktion – frei nach dem Motto: „Wenn uns schon niemand ein Denkmal setzt, dann geben wir es halt in Auftrag“? Schließlich erinnert das ganze Drumherum an das nette, aber belanglose Werbefilmchen der Berliner Techhouser Pan Pot aus dem letzten Jahr, über das BLN.FM berichtete.
Von Auftragswerk kann nicht die Rede sein, denn die Macher sind selbst auf Modeselektor zugekommen. Und tatsächlich zeigen die Macher der Doku mehr, als dass Modeselektor einfach voll cool sind. Zunächst erzählt der Film ausführlich von den frühen Jahren von Gernot Bronsert and Sebastian Szary. Sie hingen bereits in der Schule zusammen herum und veranstalteten in den 1990ern in den leerstehenden Industriebauten des Berliner Speckgürtels eigenwillige Raves. Gernots Mutter bekennt dabei, wie unglaublich unmusikalisch sie ihren Sohn hielt. „Aber für Techno hat’s offenbar gereicht!“ Abgerundet wird das Ganze durch Fotos, auf denen die beiden sich sympathisch bekloppt geben. Respekt für eine so geringe Schamgrenze!
Damit sind wir bei einen weiteren Plus der Doku: Gerade weil die beiden musikalisch Kinder der 1990er sind, können Zuschauer einiges über die Berliner Club- und Musik-Szene der 1990er lernen. Doch wenn sich die biographische Erzählung der Jetzt-Zeit annähert, tritt eine konzeptionelle Schwäche des Films zu Tage: Als Dokument eines noch nicht abgeschlossenen Lebenswerks fehlt der Doku einfach der Schlusspunkt. Der Film endet mittendrin. Und das Mantra, dass Modeselektor trotz ihres kometenhaften Erfolgs voll auf dem Boden geblieben sind, wird dabei so oft wiederholt, dass man es immer weniger glauben mag.
„We Are Modeselektor“ ab sofort, als DVD und Blu-Ray für 17,- EUR bei Monkeytown Records