Ein Pandabär macht Mode

 

 

2013.04.11-BLN.FM-KenPanda#47 (1 von 1)

Hätte er auf seine Mutter gehört, wäre Kenan Polat heute Arzt. Sein beruflicher Werdegang liest sich jedoch wie von einem, der auszog, um sich selbst zu finden. Abgebrochenes Wirtschaftsingenieurstudium, Praktikum in einem Kindergarten, hier und da kleinere Jobs. „Ich war ein Suchender“, sagt Kenan über diese Zeit. Dann trifft er auf die selbstgelernte Modedesignerin Efka, die in einem kleinen Berliner Laden ihre freestyle designten Klamotten anbietet. Ihre Leidenschaft für Mode inspiriert ihn. Die beiden werden privat und beruflich ein Paar und gründen gemeinsam das Modelabel Ken Panda.

Efka entwirft die Schnittmuster, Kenan experimentiert mit verschiedenen Druckmotiven, die mittlerweile Markenzeichen von Ken Panda sind. „Meinen ersten selbstdesignten Pullover habe ich mit einem Pandabären bedruckt und in dem Laden meiner Freundin ins Schaufenster gehängt. Eine halbe Stunde später war das Stück verkauft“. Das war der Moment, in dem Kenan sich entschied, mehr zu wagen.  Zunächst sind es nur eine Handvoll selbstgeschneiderter und bedruckter Pullis, die das Paar in den Onlineshops dawanda und avocadostore anbietet.

Die Verkaufszahlen wachsen schnell. Mittlerweile werden die Modelle, die besonders gut laufen, in der Türkei vorproduziert. Um die Bestellungen nach Maß kümmert sich das vierköpfige Team um Kenan Polat in einem kleinen Atelier auf der Halbinsel Stralau. Hier, zwischen bunten Stoffbahnen und ratternden Nähmaschinen, ist sich der junge Modedesigner sicher, seine Berufung gefunden zu haben.  „Ich gehe sehr spielerisch an die Sache heran.“

Ideen für neue Designs entwickelt er am liebsten nachts allein im Atelier, wenn er ungestört seinen Gedanken nachhängen kann. Oder er geht raus in die Natur. Die ist für Kenan Polat nicht nur Inspiration, sondern auch Atempause während der Stressphasen. Der Standort zwischen Rummelsburger Bucht und Spree ist ganz bewusst gewählt. Den quirligen Mitte-Flair, die mit Modegeschäften gespickten und von Touristen überlaufenen Flaniermeilen sucht man hier vergebens, stattdessen Wasser, Grün und Stille. Nur ab und zu trägt der Wind das monotone Rattern der Ringbahn herüber.

Gerade bedruckt Kenan einen Kapuzenpulli mit Elefantenmustern. Die sind ein Dauerbrenner. Auch das Nachtwaldmuster – schwarze Blätter auf farbigem Stoff – ist beliebt. Im Atelier, das gleichzeitig als Lager dient, hängen auf Stangen Hoodies, Sweater, Shirts, Röcke, Hosen, Dresses – alles fair trade und bio. Auf dem Portal top10berlin.de wurde Kenans Label in der Kategorie Öko-Mode auf Platz 2 gewählt. „Die Qualität der Biobaumwolle ist bombe und fühlt sich richtig gut an auf der Haut. Vielleicht ist das auch nur ein Placebo-Effekt. Aber ich bin überzeugt davon“, sagt Kenan. Neben seiner Philosophie der Nachhaltigkeit setzt der junge Geschäftsführer auf den engen Kontakt zu seinen Kunden.  Viele von ihnen kennt er persönlich. „Die Leute sollen sich wohlfühlen. Ich möchte ihnen nicht nur ein Stück Stoff in die Hand geben, sondern auch ein Stück Lebensgefühl vermitteln.“

 

Ken Panda, Foto von Sophie Bengelsdorf
Echte Handarbeit bedeuten die Sonderanfertigungen. Neben Schnitt und Größe kann man Stofffarbe, Muster und Kapuzeninlet selbst festlegen.

 

Ken Panda, Foto von Sophie Bengelsdorf

Im Siebdruckverfahren oder per Hand mit Hilfe von Schablonen landen die Muster auf den Stoffbahnen.

 

Ken Panda, Foto von Sophie Bengelsdorf
Blaue Elefanten auf schwarzem Hintergrund. Das Muster ist ein Dauerbrenner des jungen Berliner Modelabels Ken Panda.
Ken Panda, Foto von Sophie Bengelsdorf
Vom Druck geht’s in die Schneiderei. Hier werden Ärmel und Kapuze zu einem Hoodie zusammengenäht.

 

Ken Panda, Foto von Sophie Bengelsdorf
Das Motiv „Jesus loves you“ ist in Kooperation mit dem Berliner Performance-Künstler Oliver O. Rednitz von Litekultur entstanden.

Ken Panda, Foto von Sophie Bengelsdorf

Ken Panda, Foto von Sophie Bengelsdorf
Öko-Mode, die sexy macht. „Wir machen die Jogginghose ausgehtauglich“, verspricht Modedesigner Kenan Polat.

(Fotos: Sophie Bengelsdorf für BLN.FM)