Dass Berliner Clubs Luxuswohnungen weichen müssen, ist keine Neuheit. Auch in der Clubmeile an der Revaler Straße in Berlin-Friedrichshain stehen jetzt aus diesem Grund Schließungen an. Wie der Tagesspiegel berichtet, müssen Morlox und Lovelite in absehbarer Zeit dicht machen. Denn auf den Grundstücken der Clubs ist ein hochpreisiges Immobilienprojekt namens „Revaler Spitze“ geplant. Im Zuge dessen sollen bis Mitte 2015 Neubauten mit 80 Eigentumswohnungen an der Ecke Revaler Straße/Haasestraße entstehen. Die Baugemeinschaft Haasestraße GbR will die Wohnungen für den Quadratmeterpreis von 2300 Euro verkaufen.
Das Lovelite hat die Kündigung akzeptiert. Mit einem neuen Konzept könne es im Neubau weitergehen, laute Tanzmusik sei aber nicht mehr vorgesehen, so der künftige Vermieter. Die Betreiberin des Morlox, Ute Güldag, kündigt hingegen im Tagesspiegel Widerstand an: „Es geht um private Existenzen, die vernichtet werden sollen. Und um ein Lebensgefühl.“ Sie bestehe auf ihren Vertrag, der eine Nutzung bis 2020 einräume. Die Bauherren nebenan haben dafür wenig Verständnis: „Allen Pächtern der Grundstücke war mit Mietbeginn klar, dass es sich um eine zeitlich befristete Nutzung handelt und dort mittelfristig Wohnungsbau vorgesehen ist.“ sagte ein Vertreter die Haasestraße GbR gegenüber dem Tagesspiegel. Die Baupläne existierten bereits seit ungefähr 20 Jahren.
Update (3.7.2013):
Morlox-Betreiberin Ute Güldag hat ihre Berufung gegen eine Räumungsklage des Vermieters zum 30.9.2013 verloren. Durch einen Formfehler muss der neue Eigentümer den alten Mietvertrag des Morlox nicht übernehmen. Dort war vorgesehen, dass das Morlox bis 2020 am Platz bleiben kann oder eine Ausweichfläche angeboten bekommt. Daran ist der Neubesitzer nun nicht mehr gebunden. Nun will die Morlox-Betrieberin zusammen mit anderen Clubs an der Revaler Strasse öffentlichkeitswirksam auf die Situation im Ausgeh-Kiez aufmerksam machen. (über „Neues Deuschland„)
Das Friedrichshainer Lebensgefühl wird getragen von unzähligen Clubs, die sich entlang der Revaler Straße in Friedrichshain reihen, einer Skaterhalle, dem Flohmarkt und dem RAW-Tempel, der unter anderem eine Töpferwerkstatt beherbergt. Doch auch diese Infrastruktur ist nicht von Dauer. Auch für das RAW-Gelände existieren Bebauungspläne. Die Fläche ist mittlerweile zwischen zwei Investoren aufgeteilt: während der Westteil mit dem RAW-tempel e.V., Astra Kulturhaus und Suicide Circus weiterhin mittelfristig kulturell genutzt werden könne, möchte eine deutsche Investorengruppe auf dem Ostteil zeitnah Wohnungen errichten. Damit wäre auch für das M.I.K.Z. ein Ende in Sicht. Die meisten Mieter haben Nutzungsverträge bis 2019.