James Blake – Overgrown

James Blake - Overgrown (2013) Als Wunderjunge verschrien und deshalb Hype-Objekt des Jahres – es gibt definitiv leichtere Bürden zu tragen. Aber genau diesen Status erarbeitetete sich James Blake, als 2011 sein selbstbetiteltes Debütalbum erschien. Vorher nur Insidern bekannt, durchbrach Blakes Cover von Feists „Limit to your love“ dank der Platzierung in BBCs „Sound of 2011“-Poll die Mauern des Geheimtipptums und bescherte dem Engländer den Einzug in den Hype-Palast. Vor allem aber wurde Blake so zum repräsentativen Gesicht des Post-Dubstep. Nach zahlreichen EPs und zwei Jahren Wartezeit folgt nun das zweite Album. Hohe Erwartungen können schnell enttäuscht werden. Wie schlägt sich James Blake in „Overgrown“?

Die bereits erwähnten EPs machten eine Prognose für das Album schwierig bis unmöglich, spielte Blake doch seine gesamte Bandbreite von klassischem Piano-Stück („A Case Of You“) bis zum abstrakten Kunstwerk in zwei Teilen („Order/Pan“) voll aus. Der Album-Opener „Overgrown“ holt den Hörer zunächst an einer bekannten Stellen ab: Klavier, Hall, ein zarter, dezenter Rhythmus im Hintergrund und Blakes Stimme tanzt in einer melancholischen Melodie über das ganze Gerüst. Der erste (und so viel sei vorweg genommen – auch der größte und beste) Aha-Moment stellt sich bei Track drei ein. „Life Round Here“ ist ein großartiges Future-R’n’B-Stück, das die perfekte Mischung aus typischen Spät-90er-R’n’B-Elementen im Stil von Aaliyahs „Try Again“ und dem speziellen Schuss James Blake-Charme in sich vereint. Ebenso unerwartet wie fantastisch.

Die Vorabsingle „Retrograde“ durfte die Teaseraufgabe zu Recht übernehmen. Geloopte Claps und Blakes Stimme tragen den Song fast alleine, der gekonnte Synthie-Einsatz an den richtigen Stellen verleiht dem Ganzen ein bisschen mehr Tiefe. Ein weiteres Highlight ist „Digital Lion“: Eine tiefe Bassline, viel Gefühl im Gesang, und in der zweiten Hälfte passiert auf einmal unheimlich viel, aus dem Nichts taucht ein Horn auf – Soul trifft Post-Dubstep, Blakes Patentrezept.

Das letzte Drittel des Albums fällt etwas hinter dem Rest zurück. „Voyeur“ ist der einzige tanzbare Song auf „Overgrown“ und möchte trotz seines noch gemäßigten Tempos nicht so ganz zu den übrigen Tracks passen. „To The Last“ wirkt wie ein klassisches Liebeslied, jedoch ohne einen wirklichen Höhepunkt zu bieten. Der Bonustrack „Every Day I Ran“ sorgt dann zumindest für einen mehr als versöhnlichen Abschluss. Nach einem chaotischen Anfang entwickelt die Nummer dank Rapeinlage einen interessanten R’n’B-Hip-Hop-Drive, erinnert stellenweise an Burial und deutet an, was von James Blake in Zukunft noch zu erwarten sein wird.

Die schwere Aufgabe des zweiten Albums: James Blake hat sie mehr als zufriedenstellend gemeistert. Er hat weder den Fehler gemacht, auf Nummer sicher zu gehen, noch den Übermut ausgelebt, sich komplett neu erfinden zu wollen und damit alles richtig gemacht. Auf „Overgrown“ hört man James Blake 2.0. Ein ausgereifteres Upgrade mit dem Guten der Ursprungsversion und ein paar spannenden Neuerungen. So, wie ein Nachfolger sein sollte.

Wir ver­lo­sen 1×2 Gäs­te­lis­ten­platz für James Blake (und Dan Deacon, Trust, Reptile Youth und Popnoname) am 16.5.2013 in Köln!

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Tracklist:

  1. Overgrown
  2. I Am Sold
  3. Life Round Here
  4. Take A Fall For Me (feat. RZA)
  5. Retrograde
  6. DLM
  7. Digital Lion
  8. Voyeur
  9. To The Last
  10. Our Love Comes Back
  11. Every Day I Ran (Bonus Track)

(Universal)