Dass bezahlbarer Wohnraum zur Miete in Berlin langsam aber sicher zur Mangelware wird, ist keine neue Erkenntnis. Der Zuzug von neuen Berlinern und ausländische Investoren, die auf den Immobilienmarkt drängen, führten in den vergangenen Jahren zu starken Preissteigerungen. (BLN.FM berichtete) Mit strengeren Auflagen in Milieuschutz-Gebieten steuern die Stadtbezirke dagegen. Gleichzeitig kümmert sich Klaus Wowereit darum, dass Studentenwohnheime gebaut werden.
Oftmals sieht die Zukunft der Mieter düster aus, wenn Architekten und Kran anrücken. Denn vor allem bei Neuvermietungen wird nach Sanierungsarbeiten die Miete erhöht. In Berlin versucht man durch Milieuschutz gegenzusteuern. Damit sollen die Kosten für Sanierungen in Grenzen gehalten werden, um eine bestimmte Mischung von Bewohnern und Unternehmen innerhalb eines Viertels beizubehalten. 24 solcher Schutzgebiete gibt es bereits in Berlin, überwiegend in Prenzlauer Berg. Anfang 2013 erweiterte man dort die Satzung um ein Verbot von Luxussanierungen. So dürfen beispielsweise keine zweiten Bäder mehr eingebaut werden. Zudem ist die Vermietung von Ferienwohnungen untersagt.
Wie der Tagesspiegel berichtet, sollen nun weitere Kieze als Schutzgebiete ausgewiesen werden. In Schöneberg werden laut Aussage der Stadträtin Sybille Klotz (Grüne) immer mehr intakte Wohnhäuser zugunsten von Luxusbauten abgerissen. So musste zum Beispiel am Barbarossaplatz ein Gebäude aus den 1960er Jahren einem Neubauprojekt der Hochtief AG weichen.
Hart trifft der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Berlin auch Studierende. Die Wartelisten der Studentenwerke für Zimmer in den Wohnheimen sind voll. (BLN.FM berichtete) Wartezeiten von 40 Monaten sind keine Seltenheit. Einige Studierende hangeln sich von Zwischenmiete zu Zwischenmiete. Auch hier will der Berliner Senat jetzt eingreifen. Laut Tagesspiegel will der regierende Bürgermeister Wowereit 5.000 neue Studentenwohnungen bauen lassen. Nach einem Gespräch mit der Chefin des Studentenwerkes Petra Mai-Hartung hat er die Finanzverwaltung gebeten, zusammen mit dem Liegenschaftsfonds geeignete Grundstücke für den Neubau von Wohnheimen zu identifizieren.
Mit Neubau und bereits vorhandenen Plätzen in Wohnheimen würde Berlin allerdings gerade mal auf den Bundesdurchschnitt kommen, was die Anzahl an Plätzen gemessen an allen Studierenden betrifft. Derzeit können 6,5% aller Berliner Studierenden einen Wohnheimplatz in Anspruch nehmen, in anderen deutschen Universitätsstädten sind es im Schnitt 11% der Studierenden. In Berlin käme man nach dem Bau der neuen Wohnheime auf gerade mal 10%.
Nicht ambitioniert genug und zu spät?
Generell muss Berlin beim Neubau bezahlbarer Wohnungen aufholen. Das bemängelte auch der BFW (Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen) auf einer Veranstaltung in Berlin Ende März. Vertreter meinen, dass innerhalb von fünf Jahren etwa 60.000 neue Wohnungen in Berlin entstehen müssten. Berliner Politiker planen gerade mal die Hälfte. Strittig ist auch, ob die Anstrengungen im Milieuschutz ausreichen tatsächlich Preiswucher zu verhindern. Seit 2004 können nach einem Beschluss des Oberverwaltungsgerichtes Berlin die Bezirksämter in den Schutzgebieten keine Mietobergrenze mehr festlegen. Somit ist die Reichweite der Maßnahmen begrenzt.
(Foto oben: Janna Kübeck-Valente, Foto unten: Dirk Ingo Franke [CC-BY-3.0] , via Wikimedia Commons)