Natürlich war früher alles besser, aber im Zuge des allgemeinen Retro-Hypes werden immer wieder besonders die 50er und 60er in sehnsüchtiger Nostalgie glorifiziert, oder zumindest ihr Design – man rufe sich nur die Kult-Serie „Mad Men“ oder „Boat That Rocked“ in Erinnerung. Vielleicht ist es ja dieses etwas Schrille, diese Aufbruchsstimmung nach der sich der Medienkonsument in unseren neo-biedermeierlichen Zeiten sehnt. Und ihm wird geholfen: In „Mademoiselle Populaire“ taucht der Zuschauende ab in eine schöne Traumwelt und verlässt das Kino mit der Gewissheit, dass die Welt doch nicht so dreckig und gemein ist, wie sie immer aussieht.
Frankreich im Jahr 1958: Die junge Rose Pamphyle hat weder Lust, den Rest ihres Lebens im Krämderladen ihres Vaters zu verbringen, geschweige denn den von ihm auserkorenen Verehrer zu ehelichen. Sie möchte eine moderne Frau sein und bewirbt sich deshalb auf eine Stelle als Sekretärin. Und auch wenn dieser Beruf heutzutage eher abwertend als „Tippse“ tituliert wird, ist es genau Roses erstaunliche Fähigkeit in rapidem Tempo zu tippen, die ihr den Job verschafft. Ihr Chef Louis Echard – ein etwas steifer Versicherungsagent, der aber ein großes und gütiges Herz hinter seiner biederen Schale versteckt, will ihr Talent nutzen und meldet sie bei einem Schreibmaschinen-Schnellschreibwettbewerb an. Zusammen wollen sie den Landeswettbewerb gewinnen.
„Mademoiselle Populaire“ ist wie Zuckerwatte: Der Zuschauende wird in ein buntes Fantasia-Land im Gewand der 50er und 60er geworfen. Alles wirkt ein bisschen schrill, die Musik sorgt für die gute Laune und das beschwingte Lebensgefühl. Natürlich stellt sich auch sehr bald heraus, dass die Handlung so wunderbar konstruiert ist, wie es halt nur Filme können. Hier das süße tapsige Mädchen vom Lande, in dessen unkonventionelle Art man sich eigentlich nur auf der Stelle verlieben kann und dort der nach außen hin kontrollierte und abweisende Chef, der natürlich nur das Beste für die Kleine will und ihr durch sein gutes Herz die große, weite Welt eröffnet.
So abgedroschen das jetzt alles klingen mag, so gelungen setzt Regisseur Régis Roinsard dieses Retro-Panoptikum um – mit Witz und Charme. Denn man hat nie das Gefühl, dass der Film sich selbst zu ernst nimmt. Vielmehr ist alles mit einem ironischen Unterton versehn, alles etwas überhöht, ohne ins Alberne abzurutschen. Ganz nebenbei handelt der Film natürlich auch von der Emanzipation der Frau, aber nur gerade soviel, das die Füße des Zuschauenden auf seinem Höhenflug den Boden nicht berühren. Eine hübsch anzusehende Hommage an den Stil der 50er und 60er, aber eigentlich ein modernes Märchen.
Höre hier die Audiorezension von „Mademoiselle Populaire“
„Mademoiselle Populaire“, Frankreich 2012, Drama Komödie, ab dem 11. April 2013 unter anderem im Babylon Mitte, Rosa-Luxemburg-Straße 30, Berlin-Mitte, U-Bahn: Rosa-Luxemburg-Platz