Solar Bears – Supermigration

Solar Bears, das Electronica-Duo aus Irland, bringt nach dem 2010er Debüt „She Was Coloured In“ das zweite Album auf den Markt. Das Grundrezept von „Supermigration“? Es lautet wohl etwa so: Mische Analoges und Elektronisches, Altes und Neues, nimm ein bisschen Tempo aus allem, gebe einen Schuss Lo-Fi-Charme dazu und überziehe das Ganze mit einem Hauch Weltraum-Feeling. Fertig ist ein vielseitiges Album, das eine genauere Untersuchung mehr als verdient hat.

Trotz des Einsatzes klassischer, analoger Instrumente überwiegen bei Solar Bears nach wie vor die Synthesizerklänge. Bei „Cosmic Runner“ wabern und flirren die Computerklänge vor sich hin, so dass man sich fast einer elektronischen Fata Morgana gegenüber wähnt. Doch die Illusion findet bereits im nächsten Track ihr abruptes Ende. In „Alpha People“ taucht völlig unerwartet eine zarte Frauenstimme auf, die sich glücklich auf poppig anmutende Keyboard- und Gitarren-Klänge legt und insgesamt einen harmonischen Eindruck hinterlässt. „The Girl That Played With Light“ lässt das thematisierte Mädchen vermissen, wartet dafür mit anderen Extras auf. Eine unruhige, nervöse Grundstimmung, erschaffen durch repetitive Gitarrenriffs, treibt den Track voran. Der Sound wird dichter, wird von verschiedenen Synthie-Lagen umworben und steuert auf einen massiven Höhepunkt hin – der dann doch nicht kommt. Genau dieses ungewisse Schweben macht aus der Nummer eines der Highlights des Albums.

Mit choral-ähnlichen Vocalfetzen und Oldschool-Lo-fi-Sound kommt dagegen „Komplex“ daher, das dank der rauen Synthies und des ungeschliffenen Gesamteindrucks seinen ganz eigenen Charme entwickelt. Ein besonderes Schmankerl für Pop-Liebhaber dürfte „Our Future Is Underground“ darstellen. Neben „Alpha People“ der einzige Song mit Gesang, überzeugt er in nur dreieinhalb Minuten mit geradezu klassischem Einsatz von Drums und Piano, der perfekten Mischung aus Melancholie und Optimismus und einer anständigen Dramaturgie – fast schon ein kleines Kammerpop-Kunstwerk. „Happiness Is A Warm Spacestation“ hingegen wirkt wie der ideale Soundtrack zum Abspann eines erfolgreich abgeschlossenen Weltraumabenteuer-Videospiels und erinnert dabei in sehr an 120 Days und Konsorten.

Müsste man das neue Solar Bears-Album mit einem Wort beschreiben, wäre dieses Wort vielleicht ‚bunt‘. Die beiden Iren liefern ein Potpourri an Mid- und Downtempo-Tracks, das sich zwischen Trip Hop, Electronica, Cosmic Disco und Co. eingenistet hat und diese Nische mehr als gut ausfüllt.

Preview:


Tracklist:

  1. Stasis
  2. Cosmic Runner
  3. Alpha People
  4. Love Is All
  5. The Girl That Played With Light
  6. You And Me (Subterranean Cycles)
  7. Komplex
  8. Our Future Is Underground
  9. A Sky Darkly
  10. Rising High
  11. Happiness is A Warm Spacestation
  12. Rainbow Collision

(Planet Mu)