E-Books und Tablet-Computer haben den Buchmarkt längst erobert, denn nicht nur im Journalismus lautet die Philosophie „online to print“. Gedruckte Publikationen sollen sich in Inhalt und Aufmachung immer mehr an den virtuellen Geschwistern orientieren. Vor wenigen Jahren war das noch andersherum. Dass Papier im Kampf um das gedruckte Wort noch längst nicht verloren hat, zeigt die Ausstellung „Fully Booked: Ink on Paper“ im Gestalten Space.
Die Ausstellung präsentiert über 200 Publikationen, vom Roman und Bildband bis zum Geschäftsbericht großer Unternehmen. Sie alle haben eins gemein: Wäre es nur das Cover, das uns zum Kauf eines Buches animiert, diese Bücher wären bald ausverkauft, denn ihre Haptik und Optik sind außergewöhnlich. Die Bücher werden durch Farb- und Materialspiele zu Kunstwerken und zu Bildern, die auch ohne viele Worte Geschichten erzählen. So sind sie Schnittstellen von Kunst, Literatur und Ästhetik.
Besonders auffällig ist eine Installation der Künstlerin Isabelle Varverka. Unscheinbar und unschuldig weiß, ordnet sie ihre persönlichsten Bücher in ein Regal. Die Titel sind anonymisiert. Ein Blick auf die erste Seite verrät, warum diese Bücher es in das Regal geschafft haben: „Dieses Buch ließ einen alten Mann lächeln, als ich es kaufte“. Diese in Widmungen konservierten Erinnerungen sind vielleicht eine Antwort auf die Frage, warum man die liebsten Bücher nicht leiht, sondern als Buchliebhaber besitzen muss.
Die Besonderheit des Buches als Format stimmt auch Matthias Hübner optimistisch, der die Ausstellung kuratierte. Er macht sich keine Sorgen um die Zukunft des Buches. „Die Ausstellung zeigt mit ihrer Vielfalt, dass mit dem Ende des Buches noch lange nicht zu rechnen ist.“ Die Tendenzen, die in der Ausstellung gezeigt werden, seien der Beweis, dass sich Herausgeber, Autoren und Gestalter langsam von veralteten wirtschaftlichen Zwängen lösten. Selbstverlag und Kleinauflagen seien die Schlüssel zur Zukunft.
Neben dem Katalog der Ausstellung können auch fast alle 200 gezeigten Publikationen erworben werden. Die meisten der ausgestellten Bücher sind erst in den letzten vier Jahren veröffentlicht worden. Die Ausstellung dokumentiert so, dass das gedruckte Buch so schnell nicht sterben wird. Gebundenes bedrucktes Papier bietet vielmehr in der Zukunft die Chance innovative Designkonzepte zu verwirklichen. Damit könnte das Buch vielleicht wieder zu etwas werden, was es schon einmal vor vielen Jahrhunderten war: eine Kunstform.
Fully Booked: Ink on paper noch bis zum 21. April im Gestalten Space in den Sophie-Gips-Höfen, Sophienstraße 21, S-Bahn Hackescher Markt/U-Bahn Weinmeisterstraße, täglich außer Dienstags von 12 bis 19 Uhr geöffnet, Eintritt frei
(Fotos: Kirstin MacLeod)