Im Kino: An Enemy To Die For

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Gerade hat man sich in den Medien noch die Münder über den ZDF-Zweiter-Weltkriegs-Schinken „Unsere Mütter, unsere Väter“ fusselig geredet, da erscheint ein Film, der Hoffnungen weckt, eine transnationale Perspektive auf die Geschichte zu eröffnen. Schließlich handelt es sich um eine norwegisch-schwedisch-polnisch-deutsche Co-Produktion. Diese Möglichkeit verspielt „An Enemy To Die For“ aber gehörig, indem er alle schwierigen Themen plump umschifft.

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Obwohl der Zweite Weltkrieg jederzeit auszubrechen droht, macht sich eine Expedition unter deutscher Führung auf in die Arktis, um die Theorie der Kontinentaldrift von Alfred Wegener zu beweisen. An Bord sind die beiden deutschen Wissenschaftler Friedrich und Leni, zwei britische Forscher und der schwedische Sprengstoffexperte Gustav de Geer. Der Kapitän des Schiffes ist Norweger, die Besatzung besteht aus Russen. Eine explosive Mischung also angesichts der politischen Umstände.

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Der Film erzählt zunächst von der Annäherung zwischen der deutschen Forscherin Leni und dem Norweger Gustav. Auch der Rest der Expeditionsmitglieder lässt zögerlich den politischen und ideologischen Dünkel hinter sich. So weit so gut. Bis Deutschland Polen überfällt und Expeditionsleiter Friedrich von der Reichsführung den Auftrag erhält, das Schiff zu übernehmen, um bei einer Geheimmission mitzumischen.

Regisseur und Drehbuchautor Peter Dalle belässt es aber nicht dabei, einen Film über Völkerverständigung zu zeigen. „An Enemy To Die For“ entpuppt sich zusehends als ein formloser Themen- und Genre-Klumpen irgendwo zwischen Krieg, Liebe und Komplott. Letzterer wird – wie sollte es anders sein – von einem Gestapo-Psychopathen ausgeführt. Denn ein bisschen Thriller hat in dieser Mischung natürlich noch gefehlt.

Das Problem liegt nicht darin, dass sich der Film anders entwickelt, als man zunächst gedacht hätte. Gegen Spannung hat schließlich niemand etwas einzuwenden. Vielmehr verschenkt er die interessanten Perspektiven zu Gunsten des Versuchs, irgendwie doch noch den Haken zu einem Polit-Thriller zu schlagen.

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Anstatt sich mit dem Naheliegenden zu befassen, nämlich den feinen psychologischen Zwischentönen in den sich verändernden Beziehungen der Expeditionsteilnehmer, spinnt man sich lieber eine ausgebuffte und tückische Verschwörung aus.  Interessant wäre der Konflikt zwischen Vaterlandstreue, wissenschaftlichem Ethos und Moral des Expeditionsleiters Friedrich gewesen. Dieser wird immer mal wieder am Rande deutlich. Der Fokus aber liegt darauf, ein fadenscheiniges Motiv für das Handeln des Gestapo-Psychopathen zu basteln. So viel sei verraten: Es liegt überraschenderweise in der Kindheit. Und was wurde eigentlich aus der Liebe zwischen Leni und Gustav? So sehr man sich auch bemüht, das alles will einfach nicht zusammenpassen.

Trotz allem: Zumindest handwerklich ist der Film solide gemacht. Die Darsteller, unter anderem Jeanette Hain, Axel Prahl und Richard Ulfsäter, machen einen guten Job.

Der BLN.FM-Beitrag zum Nachhören

An Enemy To Die For, Schweden / Deutschland / Norwegen / Polen 2012, Drama, 106 min, unter anderem im Babylon Mitte, Rosa-Luxemburg-Straße 30, Berlin-Mitte, U-Bahn: Rosa-Luxemburg-Platz

(Bilder: Ariel Images)