Horst Weidenmüller: „Ich möchte mit !K7 ein kleines Biotop schaffen.“

horst weidenmuellerAm Anfang, also vor 28 Jahren, war !K7 ein Projekt für audiovisuelle Kommunikation. Der heutige !K7-chef Horst Weidenmüller kaufte sich eine Kamera und schnitt Konzerte von Nick Cave, den Ein­stür­zen­den Neu­bau­ten, Crime and The City Solu­tion und Lydia Lunch mit: „Also der Grund warum ich !K7 gegründet habe war, weil ich auf einem Konzert der Einstürzenden Neubauten war und gesagt habe, ich möchte mit dieser Musik arbeiten.“, sagt er im Interview mit BLN.FM. Daraus produzierte er Videos, die er auf VHS-Kassetten verkaufte. Dann kam Techno und veränderte Ende der 80er alles – auch die Ausrichtung von !K7. Weidenmüller hatte eine neue Nischenmusik gefunden, die die „wahre Independent-Musik Ende der 80er Jahre war“, nachdem viele Rockbands der 80er im Mainstream angekommen waren und aus dem Fokus Weidenmüllers rückten.

K7_27_sticker1995 gründete der gebürtige Schwarzwälder den Label-Ableger !K7 Records – Eine Plattform für elektronische Musik, mitten im alten West-Berlin am Kaiserdamm 7. Daher auch das Kürzel: !K7. Große Namen aus der elektronischen Musik haben dort seitdem veröffentlicht: Carl Craig, Hot Chip oder auch die Österreicher Kruder & Dorfmeister. Und bei welchen Künstlern ist er besonders stolz, dass sie bei !K7 gelandet sind? „Brandt Brauer Frick! Es ist ganz toll mit solchen Musikern zusammen zu arbeiten und auch Erfahrungen einzubringen (…). Die werden ne riesige Karriere vor sich haben (…). Ich habe jetzt gerade die neue Show gesehen von denen und ich bin einfach so weggeblasen von dem, was die zu dritt hinbekommen, daß ich es einfach nur toll finde, dabei sein zu dürfen.“ Auch die Frage, was denn seine Lieblingsplatte auf !K7 ist, kommt die Antwort ebenso schnell: „Eine ganz tolle Sommerplatte“ sei die DJ Kicks (2004) von Erlend Øye.

Was ist musikalisch auf dem Label alles passiert in den ganzen Jahren? Die Crew wusste es selbst nicht mehr genau und öffnete 2012 den „ominösen, großen Masterschrank“ im Keller, wie der Labelchef das !K7-Archiv bezeichnet. Daraus entstanden ist eine kleine, audio-visuelle Zeitreise, ein Puzzle aus Konzertmitschnitten von den bereits genannten Bands. Ende Februar wurden die digitalisierten Videos auf großen Leinwänden im abgedunkelten Stattbad Wedding gezeigt, zum 28. Geburtstag von !K7. Die legendären 80er Jahre abfeiern wollte das Label mit dieser Performance aber nicht: „Ich glaub die 80er Jahre sind genauso faszinierend wie die Zeit in der wir jetzt leben. Es war einfach eine Musikepoche und die 90er Jahre waren genauso faszinierend wie die 80er Jahre. (…) Das muss jeder für sich so ein bisschen herausfinden, was aufregend ist und was nicht aufregend ist. Es gibt ja ganz viele, die finden die Zeit zum kotzen und ich finde, das hat auch seine Berechtigung.“, sagte Weidenmüller.

Damals wie heute möchte der Macher ein kleines Biotop schaffen und Künstler begleiten, die es mal weit bringen wollen.

Hier das BLN.FM-Interview mit !K7 Records-Chef Horst Weidenmüller zum Nachhören:

https://soundcloud.com/bln-fm-im-fokus/im-fokus-labelcheck-k7-records