Music as Culture
Andrew Dubber (New Music Strategies / deletingmusic)
Nach GEMA vs. Creative Commons das zweite Panel und das im selben Raum. Ich bin gleich mal sitzen geblieben. Neben der englischen Sprache zeichnet sich noch ein weiterer Punkt ab, der es allen sehr schwer machen wird, den Vorträgen in diesem Raum zu folgen: In einer der Wände klafft ein riesiges Loch (da war wohl zuvor mal eine Tür). Auf der anderen Seite dieses Lochs ist die Hauptempfangshalle also der Raum mit dem höchsten Durchgangsverkehr. Das Loch wird jedoch lediglich durch einen Vorhang verdeckt. So ist der Grundlärmpegel im „Zählraum“ schon mal recht hoch. Die Zuhörerzahl hat sich gegenüber dem ersten Panel deutlich reduziert. Ob es an der Thematik liegt, daran dass auch dieser Vortrag in Englisch gehalten wird oder an anderen Gründen, kann ich nicht sagen.
Andrew Dubber macht seine Sicht über Musik als Kultur mit Hilfe von zwei Beispielen recht anschaulich: Billie Holidays Song „Night and Day“ war ursprünglich bestimmt für einen anderen Verwendungszweck als Kaffeewerbung gedacht. Genauso durfte der Song „Mr. Sandman“ bereits für unzählige Filme und darin nicht minder weniger Szenen mit völlig unterschiedlichen Inhalten herhalten. So sei für alle ganz einfach und schnell erklärt, wie Musik in unser aller Kultur eine große Rolle spiele.
Andrew Dubber findet es sehr wichtig, dass über die Musik eben auch wieder eine Identifikation des Hörers erfolgen kann. Als Beispiel führte er an, dass in Neuseeland vor einigen Jahren eine freiwillige Quote eingeführt wurde um heimische Musik im Radio zu spielen. Das führte dazu, dass die Hörer diese Musik wieder kennenlernten, sie anfingen zu mögen und sie schließlich auch wieder verstärkt kauften. Über diese Selbstidentifikation kam es wieder dazu dass Musik nicht nur als Geschäft sondern eben auch als Teil der Kultur verstanden wurde.
Nach Meinung von Andrew Dubber hat das Internet nicht dazu geführt, dass die regionale Kultur zu Grunde geht. Im Gegenteil, vielmehr tauschen sich Menschen über ihre heimische Musikszene austauschen können. Seiner Meinung nach haben die Menschen gerade erst begonnen die Technik des Internets kennen zu lernen. Es sei wie Auto fahren oder Schreiben lernen. Am Anfang sind die ersten Fragen noch „Wofür ist dieses Pedal?“ oder auch „Wo muss der Bogen beim B hin?“. Später lauten die Fragen dann eher „Worüber soll ich schreiben?“ oder „Wohin fahren wir?“ Soweit seien die Menschen aber in Punkto Internet noch lange nicht. Vielmehr befänden wir uns gerade im Stadium, in dem wir herausfinden, wofür welches Pedal ist. Später einmal werden wir verstehen dass es sich beim ganzen Internet nur um eine Form der Kommunikation zwischen Menschen handelt.
Genau wie Kommunikation und das Internet solle es sich auch mit populärer Musik verhalten – sie solle allen Menschen gehören, sagt Dubber. Deswegen befürwortet er die Kommunikation über das Internet ausdrücklich. Das Netz sei nicht dazu gedacht, dass es einzelnen Menschen Geld bringt. Es ginge nur um Konversation.
Bezug nehmend auf die Musikszene sagt Dubber, dass man es natürlich im Gegensatz zu früher als Band oder auch als Einzelmusiker wesentlich schwieriger hätte. Und dennoch sei die Frage nach dem Wie-man-bekannt-werde recht einfach zu beantworten: Man muss eben großartig sein. Allerdings solle man sich auch im Klaren darüber sein, dass „ein Star“ sein zu wollen nichts anderes sei als wie ein Lotterielos kaufen wenn der Hauptpreis eine Zehnjahresreise in einem Bus ist.
Neben der Schwemme an Musik und Musikern oder auch Information im Allgemeinen habe das Internet aber auch noch zu einer ganz anderen und für Dubber sehr beklagenswerten Entwicklung geführt. Die Gesellschaft verlöre ähnlich wie bei der Bibliothek von Alexandria nach und nach ihr musikalisches Wissen. Heutzutage stehen zwar viele Videos und Musikstücke online allerdings in einer schlechten Qualität. Jedoch seien die Masterdateien von vielen Stücken inzwischen auf dem Datenweg verloren gegangen. Oftmals würden die Stücke, wenn sie noch als physischer Datenträger vorliegen bei E Bay verkauft oder aber als Kaffeetassen-Untersetzer missbraucht, denn man verlässt sich ganz einfach darauf, dass man es ja online irgendwo habe. So würden die unterschiedlichsten Informationen immer weiter verstreut und nicht zentral irgendwo gesammelt. Deshalb fordert Dubber eine Art von zentralem Musik-Wikipedia. In ihr sollten alle Files gesammelt werden – frei benutzbar für jeden Benutzer.