Neu auf dem Radar: Romare

Romare
„Meditations On Afrocentrism“ hieß die EP, mit der Produzent Romare im vergangenen Jahr erstmals Aufsehen erregte. Mit seiner ersten Veröffentlichung lieferte er nicht nur interessanten Footwork, sondern zeigte, dass Clubmusik auch ein Medium von Geschichte ist. Der in London lebende Produzent, über den sonst nicht viel bekannt ist, arbeitete Samples aus Musikstücken, Reden, Filmen oder Interviews in seine Tracks ein, die allesamt um das Thema Afrozentrismus kreisen. Das Gerüst für die Stimmen der Vergangenheit bilden hier die Bässe und Beats des Footwork, wodurch Romare eine Linie vom Diskurs über „Rasse“ und Identität zu heutiger Musik zieht.

Dass „Meditations On Afrocentrism“ nicht einfach „nur“ Clubmusik sein soll, zeigt der Versuch des Produzenten, alle Quellen seiner Samples anzugeben, was aufgrund von Urheberrechts-Gesetzen nicht ging. Kurzerhand stellte er die Samples zu einer Audiodatei zusammen und mit dem Titel „Footnotes (Meditations On Afrocentrism)“ auf Soundcloud online, wodurch seine collagenartige Arbeit transparent wird. Wohl nicht umsonst hat sich der Produzent den Namen Romare gegeben. Romare Bearden war ein einflussreicher Künstler, der sich in seinen Werken stark mit Afrozentrismus auseinandersetzte und sich als Technik vor allem der Collage bediente. So ziert auch die Debut-EP Romares eine Collage und auch seine neue EP, „Love Songs: Part One“ zieren ausgeschnittene und zusammengefügte Bilder von Menschen.

Romare - Love Songs: Part One - CoverAuch bei seiner neuen, auf Black Acre erscheinenden EP bleibt Romare der Klangcollage treu. „Love Songs: Part One“ enthält vier vielseitige Tracks, die wieder durch allerhand Samples ihren Charakter erhalten. „Your Love (You Give Me Fever)“ samplet „Fever“, das Otis Blackwell komponierte und erst durch die Version der Sängerin Peggy Lee große Bekanntheit erlangte. Teile der Vocals zerhackt Romare, unterlegt sie mit warmen Synths und einem pumpenden Footwork-Beat. „Jimi & Faye (Part One)“ (vielleicht eine Remiszenz an das Paar Jimi Hendrix und Lithofayne Pridgeon) setzt dagegen auf einen schleichenden House-Beat, der mit Percussion angefüttert und wiederum mit Vocalsamples ausgeschmückt ist. „Taste Of Honey (From The City)“ zitiert einen der bekanntesten gesampleten Breaks der 90er und ist mit seinem pumpenden Bass ein Monster zwischen Footwork und House. Und mit „Hey Now (When I Give You All My Lovin‘)“ betritt Romare nochmal ganz andere Pfade zwischen HipHop, Jazz und Blues und rundet damit eine erstaunlich vielseitige EP ab. Nach „Meditations On Afrocentrism“ legt er nach und beweist, dass er der Idee des Sampling noch einiges abgewinnen kann. Ob sich die Technik für seine Musik auf lange Sicht bewährt, wird er spätestens auf einem Album beweisen müssen. Bis dahin haben wir noch damit zu tun, die Herkunft der Samples herauszufinden.

Romare – „Love Songs: Part One“ ist am 25. März auf dem britischen Label Black Acre erschienen.