Berlin-Mitte: Subkultur zu Luxusbuden!

Linienstraße 206, das Cafe Baiz und „Kirche von unten“ sind Reste der wilden 1990er in Berlin-Mitte. Nach der Maueröffnung versuchten in der Ostberliner Innenstadt zahlreiche politische und kulturelle Aktivisten ihre Visionen in leerstehenden Häusern zu verwirklichen. Damit könnte es bald vorbei sein, denn Investoren wollen statt Subkultur lieber Luxuswohnungen und Bürolofts in Berlin-Mitte.

berlin, linienstrasse 206, märz 2013, 2 - sophie bengelsdorf

Die taz berichtete letzte Woche über einen Gerichtstermin, in dem die Räumungsklage des Vermieters der Linienstraße 206 gegen eine der Bewohnerin verhandelt wurde. Die Bewohner des letzten besetzten Hauses in der Spandauer Vorstadt befürchten, dass der Besitzer alle rausklagen möchte. Die jetzigen Mieter möchten das Haus gern selbst kaufen, der Vermieter angeblich lieber teure Eigentumswohnungen reinsetzen.

berlin, baiz, märz 2013, 1 - sophie bengelsdorf

berlin, baiz, märz 2013, 2 - sophie bengelsdorf

Auch die Lesebühne und Songwriter-Kneipe Baiz an der Torstraße muss bald weichen, wenn es nach dem Vermieter geht. Der findet, dass Gastro zuviel Geruch und Lärm verursacht. Deshalb möchte er den Mietervertrag für das Kneipenkollektiv nicht über 2014 hinweg verlängern. Derzeit formieren sich die Fans um „ihren“ Laden zu unterstützen.

berlin, kirche von unten, märz 2013, 2 - sophie bengelsdorf

berlin, kirche von unten, märz 2013, 1 - sophie bengelsdorf

Kirche von unten nennt sich ein linksalternatives Jugend- und Kulturprojekt mit angeschlossenem Proberaum in der Nähe der Bernauer Straße. Benni (Fotos) erzählt, dass der offizielle Mietvertrag seit Jahresanfang abgelaufen ist, die Aktivisten aber nicht gehen wollen. Für einige Tage hatte die Hausverwaltung bereits Strom und Wasser abgestellt – angeblich wegen Renovierungsarbeiten. Hier möchte der Eigentümer teure Wohnungen mit Tiefgaragen bauen – da stört der Laden, in dem Bands proben können und regelmäßig bei einer Vokü gekocht wird. Zwar sprachen die Aktivisten mit Verwaltung und Behörden, aber sie bewerten die Chance am Platz zu bleiben oder ein vergleichbares Objekt zu bekommen, eher pessimistisch.

Am 13. April wollen die drei Projeke gemeinsam für ihren Verbleib in Berlin-Mitte demonstrieren. Ort und genauer Zeitpunkt geben sie auf ihren Seiten bekannt.

(Fotos: Sophie Bengelsdorf, Text: Alexander Koenitz)