Was ist eigentlich mit MTV passiert? In den 1980ern war der Sender die zentrale Abspielstätte für Musikvideos. Jährlich feierten sich die Stars und das Gefolge auf Preisverleihungen und prämierten die populärsten Werbefilmchen für Musik. Doch die Zeiten sind schon lang vorbei. MTV ist verschlüsselt, das deutsche Pendant Viva spult unzählige Episoden von hirnrissigen Reality-Soaps ab. Die Zeremonien wirken wie aufgemotzte Parties von Dinosauriern, die sich schon dafür feiern, dass sie am Leben sind.
Wer die Kunstform des Musikvideos schätzt, der findet diesen Stoff jetzt in den Weiten des Internets: auf Plattformen wie Youtube, vimeo und Dailymotion. Dort müssen sie nicht mehr irgendwelchen TV-Redakteuren gefallen, damit das Video auf Sendung geht. Doch das Netz ist unübersichtlich – viele kreativ gemachte Musikvideos finden nicht mehr die Zuschauer, die sie verdienen.
Diesem Missstand wollen Aviel Silook und Carolin Leue mit den „Berlin Music Video Awards“ abhelfen, die in der Villa Neukölln vom 24. bis 28. April 2013 stattfinden. Bereits seit mehreren Monaten sammeln sie Einreichungen für die zehn Kategorien. Deren Gewinner treten dann gegeneinander um den Preis für die beste Produktion an, der mit 1000 Euro dotiert ist. Einzige Voraussetzungen für die Teilnahme: Das Video muss 2012 entstanden sein, sollte keine Cover-Version sein und muss unter 8 Minuten bleiben. Abgestimmt wird im Internet auf dem Videoportal Dailymotion und vor Ort in der Villa Neukölln vom Publikum und einer Jury. Zur Jury gehören unter anderen Ellen Allien und Dr. Motte.
Bereits jetzt können im Internet die Lieblingsvideos gewählt werden
Bereits jetzt stehen Videos auf Dailymotion zur Wahl. Beim „Besten Konzept“ soll entschieden werden, welche Idee am meisten gefällt: August Schramms satirisches „Carmen“-Dance-Mashup oder der Drogenkrimi zu Moonbooticas „Iconic“. In der Kategorie „Most Trashy“ finden sich Einreichungen, die durch Ausstattung und Stil für Irritationen sorgen – darunter Bekanntes wie Sebastian Telliers Softporno-Orgie „Cochon Ville“ und Denas Ausflug auf den Flohmarkt. Aber auch Newcomer sind dabei, ebenso wie die Zusammenstellung zum „Best Song“. Da treten neben Schorsch Kamerun auch eher unbekannte Indiebands und Elektroprojekten wie Easter und Strip Down. Die Kategorie „Best Lofi“ hat sich ganz der 1 Euro-Ästhetik verschrieben. Über 100 Indie- und Elektro-Videos laden so zum Durchschauen und Entdecken ein und zeigen einen guten Überblick musikalischer Kreativität abseits von Formatradio und Hype-Presse.
Am 28. April steigt die Preisverleihung und die Abschlußparty mit The Dirty Honkers und Sin with Sebastian in der Villa Neukölln.
„Berlin Video Music Awards“, 24.-28.4., Villa Neukölln, Hermannstraße 233, Berlin-Neukölln, U-Bahn: Boddinstraße
Hier zu den Kandidaten der einzelnen Kategorien auf dailymotion!