Atoms For Peace – Amok

Atoms For Peace - AMOK - CoverAllstar-Bands haben ein Problem: Mit der Prominenz der Mitglieder wächst auch die Gefahr, dass übersteigerte Erwartungen von Fans und Kritikern enttäuscht werden. Denn eher selten ist das Ergebnis einer solchen Zusammenarbeit mehr als die Summe aller einzelnen Teile. Und wie verhält es sich beim Debütalbum „Amok“ von Atoms For Peace? In dieser Band spielen Radiohead-Frontmann Thom Yorke, Bassist Flea von den Red Hot Chili Peppers, Drummer Joey Waronker (R.E.M., Beck) und Perkussionist Mauro Refosco, der schon für David Byrne und Brian Eno trommelte. Mit dabei ist auch der langjährige Radiohead-Produzent Nigel Godrich. Erstmals fanden die Musiker als Band zu Konzerttournee für Thom Yorkes elektronisches Solo-Album „The Eraser“ zusammen.

Das Debut „Amok“ dieses Zusammenschlusses wurde dementsprechend heiß erwartet. Befeuert wurde die Erwartungshaltung durch die erste veröffentlichte Single „Default“. Mit den zarten Clicks’n’Cuts, Thom Yorkes zerbrechlich wirkenden Kopfstimmengesang und den kontrastierenden, schweren Space-Synthie ist sie einfach ein verdammt gelungenes Stück Elektropop. Kann das restliche Album die Erwartungen einlösen?

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Nach dem ersten oberflächlichen Hören könnte man das Atoms For Peace-Debut durchaus für den Nachfolger von Thom Yorkes „The Eraser“ halten, denn meist steht der markante Gesang des Radiohead-Sängers im Zentrum der einzelnen Lieder. Aber wo „The Eraser“ eine eher melancholisch-depressive Schlafzimmeratmosphäre eines einzelgängerischen Tüftlers verbreitet, vermittelt „Amok“ den Eindruck einer freundschaftlich verspielten Session, bei der alle Musiker Ideen beisteuerten. Vor allem Fleas charakteristisches Bassspiel sticht immer wieder heraus.

Das Album startet vielversprechend. Der erste Song „Before Your Very Eyes“ entzieht sich elegant allen stilistischen Kategorien: Schlägt er zu Beginn mit Gitarre, Schlagzeug und Bass eine betont funkige Note an, kippt er in der Mitte durch den Einsatz des Synthies in eine düstere elektronische Richtung. Auch das treibende „Judge, Jury & Executioner“ begeistert mit seinen stolpernd-hypnotischen Rhythmus. Doch dann folgen Tracks wie „Ingenue“ oder „Unless“, die eintönig vor sich hin plätschern. In diesen Momenten vermisst man die verrückten Ideen von Radiohead-Mitglied Jonny Greenwood.

So ist „Amok“ dann wesentlich zugänglicher als erwartet. Thom Yorkes innovative Ausflüge in die Elektronik-Szene und die unterschiedlichen musikalischen Hintergründe seiner Bandkollegen ließen aber Innovativeres erhoffen. Zwar kann „Amok“ durch seine Gefälligkeit auch Zuhörende über die Grenzen der ohnehin schon großen Radiohead-Fangemeinde erreichen. Doch gemessen an den Maßstäben, die an Alben von Thom Yorke gelegt werden, bleibt das Atoms For Peace-Album erstaunlich konventionell, blass und überraschungsarm.


Tracklist:

  1. Before Your Very Eyes
  2. Default
  3. Ingenue
  4. Dropped
  5. Unless
  6. Stuck Together Pieces
  7. Judge Jury and Executioner
  8. Reverse Running
  9. Amok

(XL Recordings)