Dadub – You Are Eternity

Dadub - You Are Eternity - Cover In einer größtenteils auf das Hier und Jetzt ausgerichteten Gesellschaft spiegeln auch Kulturprodukte oft diesen schnelllebigen Zeitgeist wider. Dem setzt das Duo Dadub den Ewigkeitsgedanken entgegen und nennt sein Debutalbum: „You Are Eternity“.

Dass das Album von Daniele Antezza und Giovanni Conti auf dem Berliner Label Stroboscopic Artefacts erscheint, wirkt alles andere als zufällig. Denn neben dem Fakt, dass die beiden alle Veröffentlichungen des Labels abmischen, setzt Labelchef Lucy wie Dadub auf Musik, die charakteristisch wie zeitlos zwischen Techno, Dub, Ambient und Breaks transzendiert und wenig mit aktuellen Clubtrends am Hut hat. So waren die beiden ersten Alben auf Stroboscopic Artefacts von Lucy und Xhin über die Technoszene hinaus ein Erfolg, woran Dadubs Album anknüpfen kann.

Auch Dadub setzen statt auf geradlinige 4/4-Kicks auf komplex arrangierte, fast zufällig wirkende Beatstrukturen, die mal Richtung Dubstep gehen, dann aber wieder eine breakige Variante von Techno offenbaren. „You Are Eternity“ ist keine bloße Ansammlung von Tracks. Vielmehr ist das Album eine düstere und doch schillernde und in sich geschlossene Klangwelt, die Antezza und Conti mit ambientartigen Flächen und Tönen erschaffen.

Gleich der erste Track, „Vibration“, erschafft mit einer subversiven Bassgrundierung, leichter Percussion, dezenten Bassdrums und einer Menge an Effekten wie Hall und Delay eine geheimnisvolle, fast mystische Stimmung, die sich durch das ganze Album zieht. Dass Dadubs Musik trotz ihrer Eigenständigkeit in der Realität verwurzelt ist, zeigt unter anderem „Truth“. Darin samplen sie Ausschnitte einer Anhörung des ehemaligen Vorsitzenden der US-Notenbank, Alan Greenspan, vor dem US-Kongress, in der der einst einflussreiche Bänker zugibt, dass er mit seinen liberalen Ansichten angesichts der Finanzkrise falsch lag. In den Tracks werden immer wieder Vocalsamples eingesetzt, die durch Effekte verfremdet werden und sich in die düstere, hin und wieder grimmige Grundstimmung des Albums einfügen. Der gnadenloseste Track ist „Transfer“, den Dadub zusammen mit Ninja Tunes Dylan Richards alias King Cannibal produzierten. Nach dem recht sanften „Death“ wirkt der Track mit industrieller Härte und zischelnden Hi-Hats noch kraftvoller und fast beängstigend. Neben der Kooperation mit Richards arbeiteten Dadub bei „Circle“, dem einzigen Track mit 4/4-Kick, mit Edit Select und bei dem hell flirrenden „Experience“ mit Øe zusammen.

Es ist das Zusammenspiel der Feinheiten wie zum Beispiel die fast unmerkliche Basslinie bei „Existence“, die das Album besonders macht. So fügt sich jeder Klang in das Ganze ein, ohne herauszustechen und offenbart sich erst bei näherem Hinhören. Zugegebenermaßen erfordert das Album das Aufbringen hoher Aufmerksamkeit. Es lohnt sich aber, sich Stück für Stück in Dadubs Universum hineinzuhören und immer neue Elemente zu entdecken. Erst dann erschließt sich die atmosphärische Dichte von „You Are Eternity“. So lässt sich der Titel vielleicht auch dahingehend lesen, dass es letztendlich an uns liegt, in die scheinbare Uferlosigkeit der Musik einzutauchen und zumindest musikalisch ein Stück Ewigkeit zu erfahren.

Preview:

https://soundcloud.com/stroboscopicartefacts/sacd003

Tracklist:

  1. Vibration
  2. Truth
  3. Life
  4. Path
  5. Circle feat. Edit Select
  6. Death
  7. Transfer feat. King Cannibal
  8. Arrival
  9. Unbroken Continuity
  10. Experience feat. Øe
  11. Existence
  12. Iridescent Fragment