In das Universum des Comic-Künstlers Alejandro Jodorowsky sollte der vorletzte Abend der „transmediale 2013“ entführen. Regisseur, Guru und Comic-Autor Jodorowsky verbindet in seinen Werken Science Fiction und Comics. An diesem Abend sollten seine Ideen „endlich“ in den Diskurs zu digitalen Medien integriert werden. Bei allem drei gehe es nämlich vor allem um visionäre Ideen und Vorstellungskraft.
Gestochen scharf erschien der als „Lehrer der Vorstellungskraft“ angekündigte Alejandro Jodorowsky auf der Leinwand in seinem Pariser Zimmer. Was der mittlerweile 84-jährige dem Publikum mitzuteilen hatte, blieb aber leider auch der Phantasie des Publikums vorbehalten: der Ton war viel zu leise, nur wenige Worte ließen sich erraten. Es schien wie eine ironische Adaption des transmediale-Mottos „BWPWAP“ („Back When Pluto Was a Planet“), das auf dem Festival für digitale Kunst die Technik versagt. Die Panne versetzte zunächst das technische Personal und Besucher in Aufregung. „Keine Panik“, beschwichtigte der künstlerische Leiter Kristoffer Gansing. Offensichtlich schien nur das Mikrofon nicht zu funktionieren. Doch auch der zweite Wechsel des Mikrofons am Pulli des zunächst unbeirrt erzählenden Jodorwsky verbesserten die Tonqualität nicht. Schließlich verlor auch dieser die Nerven. So könne er sich nicht mehr konzentrieren! Das verstand man dann doch.
Auch das Publikum konzentriert sich irgendwann nicht mehr auf das technische Problem, sondern führte ganz altmodisch analoge Gespräche und trank Bier. Aber es gab ja auch noch den zweiten Teil der Veranstaltung, „Darkness Bright“, mit den Duos Demdike Stare und Gatekeeper, der sich ebenfalls wegen technischer Probleme etwas verzögerte.
Kaum eine Beschreibung von Demdike Stares Musik kommt ohne die Attribute „dunkel“ und „mystisch“ aus. Die effektreichen und skurrilen Filmausschnitte der audiovisuellen Performance machen das Visuelle zwischendurch zum Hauptdarsteller und die Ambient-Musik zum Soundtrack. Einige der Szenen wurden so oft wiederholt, dass sie sich dem Betrachter besonders einprägten: eine Vielzahl grüner Kaulquappen-Frauen winden und kriechen erotisch übereinander. Große Frauenaugen, festgehalten in Großaufnahme, beobachten einen an einem Bett fixierten Mann, dem der Angstschweiß auf der Stirn steht. Demdike Stare bedienen sich damit einem visuellen Fundus, den sie bereits in ihren Videos wie „Forest of Evil (Dawn)“ genutzt hatten – und ergänzten es mit Opfer-Szenen aus Jodorowskys Avantgarde-Kino aus seinem Kultfilm „The Holy Mountain“. Für die einen sind solche Bilder eher verstörend, für andere hypnotisch und faszinierend.
Gatekeeper schlugen im Anschluss mit der Darbietung ihres Albums „Exo“ härtere und dominantere Töne an. Dazu lief das Demo eines Computerspiels, das der Medienkünstler Tabor Robak gestaltet hatte. Die Kamera fährt in einer Ich-Perspektive durch eine flackernde, leblose Welt. Scheinbar nichts für jedermanns Augen und Ohren, denn am Ende der Vorstellung war nur noch die Hälfte des Publikums da.