Im Kino: Vergiss Mein Nicht

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Gretel Sieveking hat ein bewegtes Leben hinter sich, bis sie an Alzheimer-Demenz erkrankt und ihr Leben und ihre Erinnerungen abhanden kommen. Ihr Sohn, der Filmemacher David Sieveking, zieht für eine Weile wieder ins  Elternhaus, um seinen Vater bei der Pflege zu unterstützen und seiner Mutter nahe zu sein. Dabei beschließt er, Berufliches und Privates zu verbinden und beginnt, das Leben mit seiner Mutter mit der Kamera zu dokumentieren. Das Ergebnis ist ‚Vergiss mein nicht‘, ein intimer, unverschleierter Blick auf den Umgang einer Familie mit einer belastenden Krankheitssituation.

Sie haben sich zunächst langsam eingeschlichen, die Gedächtnislücken. Doch 2008 erhält Davids Mutter Gretel die Diagnose: Alzheimer-Demenz. Als David zu seinen Eltern zieht, nutzt sein Vater Malte die gewonnene Freiheit, um sich in der Schweiz zu erholen. David muss fortan die Rolle als Sohn, Pfleger und Dokumentator gleichzeitig füllen. Als sich Mutter und Sohn in die Schweiz aufmachen, um Malte abzuholen, erfährt David überraschende Details aus der Vergangenheit seiner Eltern, die in den 70er Jahren dort gelebt hatten. Seine Mutter war als überzeugte Sozialistin in einer marxistischen Gruppierung aktiv und wurde zwischenzeitlich durch den Staatsschutz überwacht. Und auch die Beziehung seiner Eltern erscheint für David in neuem Licht, als er erfährt, dass diese eine offene Ehe geführt haben, Beziehungskrisen und Affären inklusive.

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Das Filmteam bringt frischen Wind in Gretels Leben. Auch wenn sie immer wieder desorientiert ist, strahlt sie doch eine erfrischende Leichtigkeit aus. David fühlt eine nie da gewesene Verbundenheit und Nähe zu seiner Mutter. Denn während Gretel ihr Gedächtnis verliert, gewinnt sie an Ehrlichkeit und Wortwitz. Und auch die elterliche Beziehung ändert sich angesichts der Krankheit. Am Ende ihres gemeinsamen Lebens kommt sich das Paar noch einmal auf eine Art nahe, wie es früher nicht möglich gewesen wäre.

Für David Sieveking ist „Vergiß mein nicht“ eine Art Familienprojekt. Mit Kameramann Adrian Stähli verbindet ihn eine enge Freundschaft. Die einfühlsame Filmmusik entstammt der Feder seiner Lebensgefährtin Jessica de Rooij. Der Dokumentarfilm ist ein liebevolles Porträt einer Familie, das dazu anregt, sich mit den Themen Zusammenhalt, Alter und Krankheit auseinanderzusetzen. Auch oder gerade weil die Demenzerkrankung ein Thema ist, das bisher viel zu selten filmisch bearbeitet worden ist.

‚Vergiss mein nicht‘, Deutschland 2012, Dokumentarfilm, 88 Min., ab dem 31.01.2013 unter anderem im Kino in der Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36, Berlin-Prenzlauer Berg, U-Bahn: Eberswalder Straße

(Fotos: farbfilm verleih GmbH)