Aniaetleprogrammeur – The friendly expectations of the stars

Aniaetleprogrammeur_CoverEs gibt Dinge, die kann man auf den ersten Blick nicht verstehen. Aniaetleprogrammeur gehören definitiv dazu. Das fängt schon beim Namen an. Aniae was? Ach so, Französisch, alles klar. Ania und ihr Programmierer fanden sich 2005 und haben sich inzwischen in eine Art Mini-Kollektiv verwandelt, das zurzeit aus Hanri Gabriel, Tata Christiane und Valquire Veljkovic besteht. In Berlin wohnend, bringen sie nun ihr zweites Album „The friendly expectations of the stars“ heraus. Dass das locker mit der Namensverwirrung mithalten kann, versteht sich schon fast von selbst

Ein Totenkopf mit zarten Flügelchen – schon auf dem Cover prallen die Gegensätze aufeinander. Und innen sieht es nicht anders aus. Aniaetleprogrammeur wollen sich offensichtlich nicht festlegen. Wieso sollten sie auch? Wer so gekonnt Shoegaze, Noise, Punkelemente, Electrosounds, Dark Wave undundund kombiniert, der darf einen auch mit einem Album verwirren.  „Realism“ erinnert zum Beispiel an das zweite Album von Crystal Castles – eine elektronische Mid-Tempo-Nummer mit hallenden Vocals irgendwo aus dem Nirgendwo und seltsamen Geräuschen an jeder Ecke. In „Time Travel“ wird hingegen die Schrammelgitarre ausgepackt und (verzerrt) geshoutet, was das Zeug hält, so wie es sich für ein anständiges Electropunkrock-Brett eben gehört. Zu den Tracks gibt es natürlich auch passende Videos – schließlich sind hier ganzheitliche Künstler am Werk. Der Siebenminüter „Project 21“ wirkt ein wenig verstörend, gleichzeitig alles und nichts sagend, passend zu dem dazugehörigen Track. Am Anfang elektronische Klänge, fordernd, aggressiv und untermalt mit französischen Erzählungen, die langsam in das Electronica-Ambient-Genre abdriften, um sich am Ende in ein Pianostück zu verwandeln. Das muss man erstmal schaffen.

http://vimeo.com/52233266?width=960&height=540

Aniaetleprogrammeur schaffen es, neunzig Prozent meiner musikalischen Sozialisation in ein Album zu pressen. Wilde Ekstase trifft auf tiefste Melancholie, vertraute Klänge werden gemischt mit experimentellen Innovationen, alles irgendwie schon einmal gehört, aber noch nie so. Die düstere, spooky Grundatmosphäre, die über dem gesamten Album lagert, macht einen großen Teil seiner Faszination aus. Wer keine Angst vor Chaos hat, der muss sich „The friendly expectations of the stars“ zu Gemüte führen. Zwölf Tracks, die man nicht so schnell wieder vergisst.

Preview:

https://soundcloud.com/aniaetleprogrammeur/sets/the-friendly-expectations-of

Tracklist:

  1. Intro
  2. Realism
  3. Moldy
  4. Time Travel
  5. Out Of You
  6. Low Passion
  7. Interlude
  8. Affliction
  9. Out Of Me
  10. Project 21
  11. The Great Change
  12. Outro 528

(Pale Music Int.)