Im Kino: Flight

Flight1Auch wenn die zunehmende Dominanz der Billigflieger dem Beruf des Piloten etwas von seinem Mythos genommen hat, bleibt dieser immer noch einer der wenigen wirklichen Traumberufe. Nicht zuletzt, weil Piloten als Herren über Leben und Tod ihrer Passagiere hin und wieder zu Helden werden.

Flight2

So wie Captain Whip Withacker, gespielt von Denzel Washington, in Robert Zemeckis neuestem Streich „Flight“. Whitackers Linienmaschine beginnt einen rasanten Sturzflug, der zuächst nicht aufzuhalten ist. Erst als Whitacker auf die aberwitzige Idee kommt, die Maschine auf den Kopf zu drehen, kann er die Fluglage normalisieren und die Maschine verhältnismäßig sicher landen. Nur sechs Insassen kommen ums Leben. Als man dem Piloten nach dem Absturz im Krankenhaus Blut abnimmt, stellt sich heraus, dass dieser Alkohol und Kokain intus hatte. Konfrontiert mit den Untersuchungen der Luftsicherheitsbehörde NTSB, bricht das metastabile Gleichgewicht zusammen, das sich in seinem Leben eingestellt hatte.

Flight3

Whitacker entpuppt sich als vielschichtiger Charakter. Zunächst kommt er als selbstzufriedener, cooler Typ rüber. In der Anfangsszene erwacht er nach einer durchzechten Nacht neben einer gutaussehenden Stewardess. Gegen den Kater gibt es ein Näschen Koks und los geht die Reise. Kaum dass die Anschnallzeichen erloschen sind, gönnt er sich noch einen Vodka-O. Selbst jetzt ist man als Zuschauender dem charismatischen wie kompetenten Draufgänger zugeneigt. Doch nach und nach werden auch die Schattenseiten seines Lebenswandels deutlich: Seine Frau und sein Sohn wollen wegen seiner Trinkerei schon lange keinen Kontakt mehr mit ihm. Auch die kurze Romanze mit der glücklosen Fotografin Nicole gestaltet sich problematisch, als sie ihn zu der Einsicht bringen will, dass er ein Alkoholproblem hat.

Flight4

„Flight“ ist weder Flugzeug-Katastrophen-Film noch heldenhaftes Pilotenepos. Es geht vielmehr um den Alkoholiker Whip Whitacker, dessen Sucht Stück für Stück vor dem Publikum und ihm selbst demaskiert wird. Dabei steht der Gewissenskonflikt im Zentrum: Als begnadeter Pilot hat er das Leben von hunderten Menschen gerettet und wird als Held gefeiert. Und doch hat er durch seine Abhängigkeit nicht nur seine Passagiere bewusst in Gefahr gebracht, sondern auch das Gesetz gebrochen, sodass ihm eine Gefängnisstrafe droht.

Trotz des moralistischen Ansatzes ist noch genug Platz für Humor im Film. Robert Zemeckis hat mit „Flight“ ein ebenso kluges wie unterhaltsames Drama geschaffen, auch wenn das Ende leider in amerikanisch-religiösem Pathos ersäuft.

(Bilder: Studiocanal)

„Flight“, USA 2012, Drama, 138 min., ab dem 24. Januar 2013 in allen größeren Kinos.