Berlin ist „arm und sexy“. Und viele Menschen kommen in die Stadt, weil Berlin für kulturelle Vielfalt und Toleranz steht. Doch auf den Pausenhöfen der Berliner Schulen ist es mit der Toleranz für andere Lebensformen eher schlecht bestellt, stellt eine Studie der Humboldt-Universität fest, über die der Tagesspiegel bereits am Freitag schrieb. Die Umfrage wollte mehr über die Akzeptanz sexueller Vielfalt an Berliner Schulen wissen. Befragt wurden dazu 787 Schülerinnen und Schüler an 20 Berliner Schulen.
Obwohl Berlin seit Jahren von einem offen schwulen Bürgermeister regiert wird, nutzen gut zwei Drittel der Berliner Sechsklässler die Wörter „Schwuchtel“ und „schwul“ als Schimpfwort. Für immerhin 40% ist „Lesbe“ eine herabsetzende Bezeichnung.
Gefragt wurde, was die Schüler über Homosexuelle wissen, was bestimmte Wörter bedeuten und wie sie mit Schwulen und Lesben im Schulalltag umgehen. Dabei kamen die Forscher zum Ergebnis, dass die Einstellungen zu Lesben und Schwulen nicht nur von Herkunft und Geschlecht der Befragten abhängig sind, sondern auch, ob im Schulunterricht schon mal über die unterschiedlichen Formen von Sexualität und Lebensentwürfe gesprochen wurde. Der Psychologe Ulrich Klocke, der die Untersuchung geleitet hat, schlussfolgert, dass „ein angemessener Umgang mit Mobbing und Diskriminierung zu mehr Akzeptanz für sexuelle Vielfalt bei den Schülern beitragen kann.“ Wichtig dafür sei, dass die Lehrer ausreichend qualifiziert sind, um diese Themen zur Sprache zu bringen.
Natürlich ist es erstmal gut zu wissen, dass Lehrer einen positiven Einfluss auf ihre Schüler haben können. Diese Erkenntnis ist wohl Balsam für die Seele von vielen, die auf Lehramt studieren. Dennoch heißt das nicht, dass damit die Intoleranz und Abwertung anderer Lebensmodelle aus der Welt sind. Schließlich gibt es noch die Familie, in der Mama, Papa, Oma und Opa auch gern lästern. Die Erziehung zur Toleranz beginnt im Elternhaus.
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(Foto: Rama, wikicommons)