Patrick Mohr – Schuhe aus und ab in den Keller!

Patrick Mohr. Foto: Milan Gonzales
Patrick Mohr. Foto: Milan Gonzales

Showroom oder Runway – dieses Jahr nicht mit Patrick Mohr! Dem Münchener Designer, der in den vergangenen Saisons versuchte, durch kontroverse Designs und schauerhaft geschminkte Models gegen den Modezirkus zu rebellieren, reicht’s! Statt einer Runway-Show mit schönen Models kollaborierte er in einer „Weltpremiere“ mit „Reebok Classic“. Das Ergebnis war eine Schau abseits des Zeltes am Brandenburger Tor mit Aliens mit nackten Füßen.

Wer Mohr kennt, wird von dem Schockprinzip wenig überrascht gewesen sein. Und auch unter der „Weltpremiere“, über die Mohr im Voraus nur so wenig wie nötig verraten hatte, hätten sich wohl viele im ersten Moment etwas anderes vorgestellt. Der Anfang gestaltete sich wie folgt: Neben einigen wenigen, neuen Kleidungsstücken präsentierte der Designer überarbeitete Modelle alter Klassisker der britischen Sportschuhmarke „Reebok“. In den 80ern und 90ern gern von Aerobic-begeisterten Frauen getragen, sind sie heute vor allem an Hipsterfüßen zwischen Kreuzberg und Neukölln unterwegs. Mohrs Handschrift lässt sich an den Modellen nicht erkennen, denn die gezeigten Schuhe lassen sich kaum von den „gewöhnlichen“ Sneakern der Marke unterscheiden.

 

Patrick Mohr meets "Reebok Classic" auf der Fashion Week 2013. Foto: Milan Gonzales
Patrick Mohr meets „Reebok Classic“ auf der Fashion Week 2013. Foto: Milan Gonzales

 

Soll es das also schon gewesen sein, bei einem der Top-Events dieser Fashion Week – ein paar schnöde Sneaker? Nein, nach einer Stunde geht es runter in den Keller, wo Mohr seine neue Kollektion präsentiert. Der Münchner inszeniert hier eine Horrorshow: Verstörende Klänge in unerträglicher Lautstärke, die an Hitchcocks Film „Die Vögel“ erinnern. Models, die mit ihren bleichen Glatzen und blutunterlaufenen Augen aussehen wie Aliens, stehen starr und barfuß in dem Keller herum. Vor ihrem Mund wurden sorgsam Zöpchen drapiert, vielleicht, damit sie nicht vor Angst in dem gruseligen Kellergewölbe aufschreien… Sie tragen schwarz-graue Overalls im Materialmix. Hier und da hängen Jacken aus Mohrs neuer Kollektion – dunkle, sportliche Oversize-Parka neben eingefärbten Tierlederfetzen an Ketten vor der Kellerwand.

 

Patrick Mohr auf der Fashion Week 2013. Foto: Milan Gonzales
Patrick Mohr auf der Fashion Week 2013. Foto: Milan Gonzales

 

Das vielleicht Erschreckendste: Der penetrante Duft hunderter Lavendelsäkchen, die überall im Raum verteilt sind. Kurz: Was Mohr zeigt, ist bizarr!

 

Patrick Mohr auf der Fashion Week 2013. Foto: Milan Gonzales
Patrick Mohr auf der Fashion Week 2013. Foto: Milan Gonzales

Seine Show, der fulminante Höhepunkt der vorangegangenen Geheimniskrämerei, soll an ein geheimes Underground-Event erinnern. Kontroverse Reaktionen auf die morbide Show sind vorprogrammiert: Die zahlreich geladenen „prominenten Gäste“ – Ellen von Unwerth, Wilson Gonzales nebst Ex-Freundin und Model Bonnie Strange und ehemals Topmodel-Juror Rolfe, schwanken zwischen Zweifel und Faszination. Eines jedoch gelingt Mohr, was er im vergangenen Jahr verfehlte: Mit dieser Gruselshow bleibt er auf jeden Fall für eine weitere Saison in Erinnerung, in gewohnt kontroverser Manier.

 

Patrick Mohr auf der Fashion Week 2013. Foto: Milan Gonzales
Patrick Mohr auf der Fashion Week 2013. Foto: Milan Gonzales

Wir sind gespannt, was Mohr beim nächsten Mal zu bieten hat – dann aber bitte mit Schuhen für die Models.

(Fotos: Milan Gonzales)