Mit eleganter Herrenmode ist das so eine Sache: Wo in der Damenmode schier unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten in Sachen Form und Farbe herrschen, besteht auf der anderen Seite eine Art Konsens, dass Männer in der immer gleichen Kombination von Hemd, Hose und Jacket am besten angezogen sind. Doch nicht jeder Anzug ist ein guter Anzug. Die Kunst guter Männermode liegt in der Variation, Neuinterpretation und Kombination der altvertrauten Elemente. Nach dieser Maxime „der Clou liegt im Detail“ präsentiert Nachwuchsdesignerin Sissi Goetze zum vierten Mal im Rahmen der Berliner Fashion Week ihre Entwürfe.
Die Kollektion für den kommenden Herbst und Winter steht ganz im Zeichen der Farbe Blau. Aufgelockert wird die Palette aus Mitternachts-, Tauben- und hellem Eisblau von einigen Teilen in meliertem Grau und sattem Weinrot.
Die Kleidungsstücke wirken auf den ersten Blick minimalistisch, erst bei genauerem Hinsehen wird die Detailverliebtheit deutlich: kleine Klappen mit Knopf an den Hosen für die Taschenuhr, Schlaufen an den Hemden, die als Krawattennadel fungieren, halbe Knopfleisten an Front und Rücken von Hemden und Shirts, mehrteilige Ärmel und Hosenbeine, die Schichtung vortäuschen, Umschläge an den Hosen, überschnittene und doch passgenaue Schulterpartien sowie unverdeckte Reißverschlüsse.
Einige der Schnitte wie bei den reverslosen Jackets erinnern an vorangegangene Kollektionen der Absolventin der Londoner Talentschmiede „Central Saint Martins“. Der Bezug ist gewollt und verdeutlicht Sissi Goetzes Plädoyer für zeitlose Designs, die beibehalten und weiterentwickelt werden, statt als kurzlebige Trends nach einer Saison zu verpuffen. Dementsprechend ist auch für den Herbst/Winter 2013/14 das Thema der Kollektion wieder die Auseinandersetzung mit klassischer Knabenmode.
An Schuljungen erinnern insbesondere die kleinen Bubikrägen, runden Kappen und weichen Schulterpartien, die dem Träger einen Touch Lausbübigkeit verleihen. Sissi Goetze macht Mode für große Jungs, elegant und lässig zugleich – besonders schön zu strengem Scheitel.
(Fotos: Milan Gonzales)