DJ Shadow, „Der Spiegel“ und „Die Zeit“: was ist ein DJ eigentlich?

Shadow

Es passiert oft genug, dass im Publikum über die Auflegekunst eines DJs getuschelt wird. Aber wann darf ihm der Stecker gezogen werden? Im Dezember 2012 verbannte der Nobel-Club Mansion in Miami Hip-Hop-Legende DJ Shadow unter Applaus des Publikums von den Plattenspielern. Nach rund 90 Minuten brach der Manager des Clubs die Show ab, weil er sie „too future“ fand. DJ Shadow hat nun einen Mitschnitt des Sets auf Soundcloud veröffentlicht, so dass sich jeder selbst ein Bild davon machen kann.

Derweil löste das fragwürdige Ereignis eine Debatte über das Rollenverständnis des DJs aus. Sind sie nun Künstler oder doch eher Dienstleister? Auch etablierte Medien wie der englische Guardian, oder Spiegel Online mischen sich in die Debatte ein. In den Kommentarspalten diskutieren Nutzer lebhaft, ob ein DJ sich mit seinem Set den Wünschen eines Publikums oder Managers unterordnen soll oder nicht. „Für mich als Musiker sind DJs die übelsten Schmarotzer seit der Bettwanze. Ohne Komponisten und Musiker gäbe es die Musik nicht, die sie auflegen“, stellt ein Leser auf „Spiegel Online“ fest. Andere Leser gehen nicht so hart mit den DJs ins Gericht: „Wer Josh Davis einlädt sollte schon wissen was er zu hören bekommt. Das Netz verrät es. Er sollte es auch so ankuendigen.“

DJs sind sowohl Dienstleister als auch Künstler. Beide Rollen sind nicht immer miteinander vereinbar. Als Dienstleister soll er dem Publikum gefallen. Im schlimmsten Fall landet man am Ende bei einer Auswahl von Musik, die bereits im Kommerzradio und der RTL-Chartshow rauf- und runtergespielt wird. Aber DJ Shadow ist eben kein „DJ Matze“, der am Wochenende durch die Republik fährt und Hochzeitsgesellschaften mit Wolfgang Petry begeistert. Er lebt von seiner Geschichte, seiner eigenen Musik (man denke nur an das Album „Endtroducing…“) und seiner ganz eigenen Kunst des Auflegens. Bucht man einen renommierten Künstler wie DJ Shadow, sollte man als Veranstalter wissen, worauf man sich einlässt.

Selbst die ehrwürdige Wochenzeitung „Die Zeit“ macht den Beruf des DJs in dieser Woche zum Thema. In der Rubrik „Karriere“ stellt sie das Berufsfeld vor und stellt fest: „Ihre Hauptaufgabe ist die Unterhaltung der Gäste.“ Streng genommen heißt das, dass DJ Shadow vollkommen zu Recht sein Set beenden musste. Außerdem werden neben einem umfangreichem Musikwissen auch noch zusätzliche BWL- und Marketing-Kenntnisse empfohlen. Um sein Marketing braucht sich DJ Shadow in nächster Zeit wohl weniger kümmern bei all der Aufmerksamkeit um sein, nebenbei bemerkt, völlig unspektakuläres Set.

(Mitarbeit: Alexander Koenitz, Foto: DJ Shadow Facebook-Site)