Drei Rap-Mixtapes für 2012

2012 war ein gutes Jahr für Rap-Musik. El-P und Killer Mike kollaborierten und räumten so mit den Vorurteilen ihrer jeweiligen Fangemeinden auf, Nicki Minaj hörte für ganze sechs Songs auf zu singen und alle mochten Kendrick Lamar. Übergreifende Tendenzen: der skelettartige Ratchet-Sound löste über weite Strecken die brachialen Trap-Opern der Vorjahre ab, Ecstasy heißt jetzt „Molly“ und überhaupt war „der Club“ zentraler Schauplatz überdurchschnittlicher vieler Rap-Songs. Kein Wunder also, das sich die Klangpalette kontemporärer Rap-Musik dieses Jahr in zahlreiche DJ-Sets und Produktionen aus dem Bereich der Bass-Musik einschlich – als Positiv-Beispiel sei hierfür die „TNGHT EP“ von Lunice und Hudson Mohawke genannt. Natürlich gab es 2012 auch wieder kostenlose Mixtapes im Internet und natürlich waren einige von ihnen überragend und andere weniger überragend. Um euch nicht zum wiederholten Mal mit Hinweisen auf Crossover-Projekte wie Cpt. Murphy und Das Racist zu langweilen, stellen wir euch hier drei Rap-Mixtapes vor, die ihr dieses Jahr vielleicht nicht gehört habt, aber vielleicht hättet hören sollen:

Jay Ant & Iamsu! – Stoopid

Sexraps und Handclaps haben an der Westküste der USA eine jahrzehntelange Tradition. Wärend der Rest des Landes also 2012 auf der Ratchet-Welle nach „Rack City“ ritt, war man in Richmond, Kalifornien schon einen Schritt weiter. Jay Ant und Iamsu! machten ein ganzes Album voller gedämpfter Psychedelik auf Basis von 808-Drums und Filter-Effekten.

 

Tree – Sunday School

Der Chicagoer Rapper/Produzent Tree nennt seine Musik „Soul Trap“ und tatsächlich bewegen sich seine Produktionen zwischen dem Chipmunk-Soul früher Kanye West-Songs und dem unaufgeräumten Trap-Gerumpel eines Young Chop. Diese nervöse Mischung findet ihre Entprechung in Trees Stimme, deren Nölen und Krächzen als zusätzlicher Störer fungiert. So viel Mut zur Hässlichkeit zahlt sich aus: wenige Rap-Songs waren dieses Jahr so ungefiltertert emotional wie die auf „Sunday School„.

 

Treated Crew – Treated Tuesdays

Ebenfalls aus Chicago kommen Mic Terror und seine Mitstreiter von der Treated Crew. Die Partyrapper veröffentlichten Anfang des Jahres über 14 Dienstage verteilt ihre „Treated Tuesdays„. Wiederkehrende Motive waren kruder Humor („I beat that pussy Rodney King.“) und minimalistische, perkusive Beats, die um die Musik-Geschichte ihrer Heimatstadt wissen. Skandal-Teenager Chief Keef hat 2012 vielleicht mehr Glossen über Jugendgewalt inspiriert (und damit überhaupt erst die Aufmerksamkeit auf Chicagoer Interpreten wie King Louie, Tree oder die Treated Crew gelenkt), aber das hier machte irgendwie mehr Spaß.