Seit anderthalb Wochen sei der Terminkalender voll, sagt Katja Lucker. Anfang Dezember sickerte durch, dass die 43-jährige Veranstalterin aus dem kulturellen Bereich Berlins erste Popmusikbeauftragte wird. (BLN.FM berichtete) Sie steht dem Musicboard Berlin vor und ist bald Herrin über ein Budget von einer Million Euro, das sie nach dem „Intendantenprinzip“ verwalten soll. Das heißt: sie entscheidet, wofür das Geld ausgegeben wird. Ein bisschen ungeheuer scheint ihr das schon zu sein. Am 19.12.2012, als sie der Presse vorgestellt wird, blickt sie etwas verunsichert zum Chef der Berliner Senatskanzlei Björn Böhning, der mit dem Wort „Intendantenprinzip“ beschreibt, wie das Musicboard seine Entscheidungen trifft. Und später wird klar: ganz allein will Katja Lucker nicht über den Geldtopf herrschen. Ein Beirat aus Experten soll sie bei ihren Entscheidungen beraten.
In der Berliner Senatskanzlei werden die Eckpunkte für Katja Luckers Arbeit gesetzt. Das Musicboard wurde dort aus der Taufe gehoben, im direkten Umfeld des Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit. So beantwortet auf dem Pressetermin im Dezember dann auch Senatskanzlei-Chef Björn Böhning viele der Fragen, wie das Musikboard funktioniert, und nicht Katja Lucker. Einleitend stellt er die Arbeitsschwerpunkte des Musicboards heraus: Katja Lucker und ihr Team sollen sich darum kümmern, dass Berliner Musiker, besonders der Nachwuchs, und die Stadt als „Standort“ groß rauskommen. Deshalb steckt der Senat auch weiter Geld in die Berlin Music Week, die sich komplett von der popkomm emanzipieren soll. Die wird’s wohl nie wieder geben. Das Zeitalter der Musikmessen sei vorbei, sagt Katja Lucker. Stattdessen sollen die Veranstaltungen im September „stärker inhaltlich“ kuratiert werden: das Durcheinander vieler kleinerer Veranstaltungen soll durch Absprachen geordnet werden.
Noch antwortet die Berliner Senatskanzlei, wenn es um konkrete Infos über das Musicboard geht
Ein anderer Arbeitsschwerpunkt des Musicboards wird sein, Berlin weiterhin als „musikfreundliche“ Stadt zu etablieren, die sie in Augen des Senats schon ist. Dennoch sind die Mittel begrenzt: das Musicboard kann das Steigen der Lebenskosten in der Berliner Innenstadt nicht bremsen, welche nicht-etablierte Musiker vertreibt. Katja Lucker ist sich sicher: Die Künstler werden auch die Stadtteile hinter dem S-Bahn-Ring entdecken. Vielleicht Schöneweide. Oder Marzahn. Dennoch bleiben auch in der Innenstadt Flächen für Clubkultur. Stolz verweist Björn Böhning auf den Clubstandort an der Schillingbrücke, der für den Yaam-Club gesichert wurde, und den Kauf des Holzmarktes für einen Bar25-Mini-Stadtteil, welcher unter der wohl wollenden Beobachtung durch die Stadtpolitik erfolgte.
Sehr viel konkreter wird’s nicht auf der Pressekonferenz. Erst einmal müsse geschaut und kommuniziert werden, was es gibt, sagt Lucker. Was viele nicht wissen: Berlin verteilt über unterschiedliche Töpfe 7 Millionen Euro zur Förderung von „Pop“-Musik. Zu der Summe zählt Böhning die Zuschüsse zu Proberäumen, immerhin 900.000 Euro, aber auch Gelder, die an Unternehmen der Musikindustrie vergeben werden. Geld, das nicht aus dem Etat von Katja Lucker kommt. Das Musicboard selbst will zwei Drittel seiner finanziellen Mittel an Projekte verteilen, die öffentlich ausgeschrieben werden.
Nun sucht Katja Lucker erst mal nach Räumen für ihre kleine Behörde und stellt ihr Team zusammen. Jede Menge Leute schicken schon Bewerbungen, dabei sind die Stellen noch gar nicht ausgeschrieben. Sie selbst tourt durch die Stadt um Experten für den Beirat des Musikboards zu werben und Hände zu schütteln. Auch die Rechtsform des Musicboards steht noch nicht fest. Außerdem muss eine Webseite her. Mitte 2013 wird alles komplett stehen, hofft Björn Böhning. Die ersten „call for concepts“, Ausschreibungen für Projektvorschläge, kommen vielleicht schon vorher.
(Foto: Senatskanzlei Berlin)