Nur selten durchforstet ein Redakteur das Internet und kommt zu dem Schluss: „Wer bitte ist dieser Künstler?“ Und wenn sogar das Musik-Archiv Discogs jegliche weiterführende Information verweigert, will das schon etwas heißen. Im Fall von LouisEX sind nur einige Erkenntnisse sicher: Der junge (?) Komponist kommt aus Aachen. Dort ist, laut Impressum, das Label Blüthenstaub Musik angesiedelt, auf dem er als einziger Künstler Platten veröffentlicht. Über das Label erschienen innerhalb kurzer Zeit in diesem Jahr die Alben „Intimität ist keine Schwäche“ und der aktuelle Nachfolger „Die Leiden des jungen Louis Exitus“.
LouisEX scheint ebenso naturverliebt und verträumt, wie Johann Wolfgang Goethes Protagonist aus dem Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“. Vogelgezwitscher hier, Regentropfen da – die Liebe des Künstlers zur Natur prägt das Album vom Beginn. Von ruhigen Klaviarstücken, die sanft mit Streichern unterlegt sind, bis hin zur treibenden After-Hour-House-Kamelle („Mit dir schwimmen“) ist alles dabei. Immer melodiös, immer schön und liebevoll inszeniert, schafft es LouisEX Genregrenzen von Ambient, über House bin zu Post-Rock zu kombinieren und sogar zu überschreiten, ohne zu verstören. Die Schönheit der 15 Kompositionen auf „Die Leiden des jungen Louis Exitus“ scheinen über jeden erdenklichen Makel erhaben – auch darüber, dass manche Stücke zu kurz sind und viel zu schnell ihren Höhepunkt erreichen, wie im Fall von „Alle Zeit ungezählt“.
Zwar macht LouisEX keinen großen Wind um sich und seine Musik, doch verdient hätte er diesen allemal. Oder ist die ganze Geheimniskrämerei vielleicht gewollt? Statt ewig in der Künstlerbiografie zu wühlen, bleibt Zeit, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Musik.
(Bild: LouisEX Facebook-Seite)