Im Januar 2011 gerät der Berliner Filmemacher Roman Pernack in der ägyptischen Hauptstadt Kairo mitten in die Proteste, die zum Rücktritt des greisen Präsidenten Hosni Mubarak einen Monat später führen werden. Der Tahrirplatz bildete dabei das Zentrum des Aufruhrs. Auf ihm versammelten sich über viele Wochen Tausende von Menschen. Dort begegnet Roman Pernack und sein Team Marwa, Ahmed und Simon. Über ein Jahr wird er die drei jungen Menschen mit der Kamera begleiten.
Aus dem gefilmten Material soll die Dokumentation „Vakuum – Im Sog der Revolution” entstehen. Sie zeigt, wie die drei Ägypter versuchen, in der unübersichtlichen Situation des politischen Umsturz die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und so zu leben, wie es ihnen richtig scheint. Ahmed wendet sich dem Islam zu. Simon fällt in den Trott seines Lebens vor dem Umsturz zurück. Und Marwa krempelt ihr gesamtes Leben um: aus der Büroangestellten wird eine Journalistin.
Misha Bours filmte zusammen mit Roman Pernack und Thomas Rotsching in Kairo. „Wir möchten ein anderes Bild der Revolution in Ägypten zeigen, nämlich eines, das bisher so noch nicht in den Medien zu sehen war. Wir wollen die Zuschauer durch die Kamera hindurch das sehen zu lassen, was wir gesehen haben. So wollen wir die Intensität dieser Zeit einfangen.“ Fernsehnachrichten zeigen nur Ausschnitte. Deren Blick sei hauptsächlich auf die Mächtigen gerichtet, meint Misha. Die Macher von „Vakuum“ möchten hingegen zeigen, wie der politische und gesellschaftliche Wandel bei den Menschen von der Straße ankommt.
Sabine Kunze assistiert bei der Produktion des Films. Auch sie hat die Demonstrationen und den Ausnahmezustand vor der Präsidentschaftswahl 2012 auf dem Tahrirplatz in Kairo miterlebt. Die Atmosphäre vor Ort sei bisweilen mitreißend gewesen, schildert sie: „Im Juni 2012, also in der Zeit der Präsidentschaftswahlen, stand ich drei Wochen lang jeden Tag auf dem Tahrirplatz. Das war einfach ein wahnsinniges Gefühl zwischen all diesen Menschen. Ich war auch überrascht davon, wie viele Frauen dort waren, quer durch alle Schichten.“
Dabei sind die Empfindungen, die in Ägypten die Menschen auf Straße trieben, jungen Menschen in Deutschland nicht fremd. Misha dazu: „Auch hier gibt es viele, die kaum eine Perspektive sehen oder Angst vor Ausbeutung haben. Oder die einfach das Gefühl teilen, das sie das eigene Leben nicht selbst bestimmen können. Auch wenn Ägypten und Deutschland sehr unterschiedliche Länder sind, konnte ich mich einfach sehr stark mit den Menschen in Kairo identifizieren.“
Bis März 2013 soll der Film geschnitten werden. Dazu benötigt das junge Filmteam noch Geld, dass sie mittels einer Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Startnext einsammeln wollen. Bis zum 18. Dezember 2012 sollen auf diese Weise 5.000 Euro zusammenkommen. Wer das spannende und ambitionierte Filmprojekt unterstützen möchte, kann bereits mit kleiner Spende dazu beitragen. Als Dankeschön winken neben einer DVD und die namentliche Nennung im Abspann unter anderem hübsche „Revolutionsbeutel“ der Marburger Ökolinie „Artgerechtes“.
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(Fotos: Karussell Filmproduktion)