Der Weihnachtsmarkt lockt uns mit seinen bunten Lichtern. Einen Glühwein am Stand und vielleicht später ein paar heiße Maroni. Aber alles ist total überfüllt. Kurz zwängen wir uns durch die Gassen und sehen dabei die üblichen Waren: indische Schals, chinesische Weihnachtssterne, dazwischen Würste aus der Steiermark und die unvermeidlichen Crêpes.
Irgendwie ist uns das alles zu voll und zu wenig besinnlich: Wir gehen nach Hause und machen uns eine schöne Flasche Rotwein auf. Am Kamin hören Christian Wallumrød zu, wie er „Music For One Cat“ spielt. Ein Blick auf das Schneegestöber draußen sagt uns: Das war die richtige Entscheidung – Maroni haben wir sowieso keine gefunden. Wein und Kamin entfalten ihre wohlige Wirkung und Ricardo Villalobos zieht das Tempo kaum merklich hoch. Da kommt Christian Prommer vorbei und erzählt uns was von Sandstürmen am Persischen Golf. Wir fragen uns kurz, was das zu dieser Jahreszeit eigentlich soll. Aber dann kommen die Dark Horses vorbei geritten und sagen uns, wo das alles letztlich hinführt. Langsam wird uns richtig warm. Erstmal legen wir keinen weiteren Scheit nach. Und beim zweiten Glas Wein verstehen wir das auf einmal: die Sache mit den Sandstürmen. Vielleicht liegt es daran, dass uns Carl Craig das alles nochmal genauer erklärt.
Wir machen kurz das Fenster auf, weil es so heiß geworden ist. Die frische Luft und Edith Progue helfen uns beim Abkühlen. Und als wir kurz darüber nachdenken, ob wir den Rest des Weins vielleicht morgen trinken sollen, steht CeeLo Green vor der Tür. Er hat die Jungs von Straight No Chaser dabei und gemeinsam heizen sie uns ziemlich ein. Wir freuen uns über die ironische Weihnachtsgeschichte, die sie uns vorsingen und schenken jetzt doch nochmal nach. Als sich dann George Kranz dazu gesellt, gibt es kein Halten mehr, begeistert singen wir lauthals mit: „Din Daa Daa“. Am Ende trommeln wir seine Vokalbreaks nach und freuen uns, dass noch Wein in der Flasche ist…
Ganz überraschend kommt Sufjan Stevens vorbei. Er erzählt uns etwas von seinem Einhorn und was es an Weihnachten macht. Wir hören ganz verzaubert zu. Mit der Zeit rockt er auch ganz schön und ganz am Schluss merken wir, dass er auch Joy Division mitgebracht hat. Gemeinsam besingen sie das Fest der Liebe, natürlich nicht ohne ein Augenzwinkern. Und als die Antlers vorbei kommen, wird es richtig schön besinnlich. Und dann taucht als Überraschungsgast Klaus Nomi auf. Alle dachten schon, der Mann ist abgschrieben. Aber es funktioniert tatsächlich: jetzt, wo mehr als nur zwei oder drei an ihn denken, da ist er plötzlich mitten unter uns. Wir können es kaum fassen: Wie ein dunkler Weihnachtsengel steht er vor uns und singt. Wir schenken uns den letzten Schluck Rotwein ins Glas uns singen laut mit: „Sti-hille Nacht, hei-lige Nacht, alles schläft, einer wacht …“. Danach sind wir ganz gerührt: So schön kann Weihnachten bei aller Ironie doch sein, wenn man es mit den richtigen Menschen feiert.
Da kann der Rutsch ja eigentlich nur gut werden. Alles Gute, bis ins Neue Jahr!
Hier gibt’s die Sendung zum Nachhören:
Das wird gespielt:
- Christian Wallumrød – Music For One Cat (The Zoo Is Far, 2007)
- Ricardo Villalobos – Recat (Re: ECM (With Max Loderbauer), 2011)
- Christian Prommer – Sandstorms (Drumlesson Zwei, 2010)
- Dark Horses – Road To Nowhere (Black Music, 2012)
- Carl Craig – Sandstorms (Just Another Day, 2011)
- Edith Progue – 10 A.M. (Timeline, 2006)
- CeeLo Green – You’re a Mean One, Mr. Grinch (feat. Straight No Chaser) (CeeLo’s Magic Moment, 2012)
- George Kranz – Din Daa Daa (US Mix) (George Kranz – Din Daa Daa, 1984)
- Sufjan Stevens – Christmas Unicorn (Silver & Gold, 2012)
- The Antlers – Zelda (Undersea, 2012)
- Klaus Nomi – Silent Night (Za Bakdaz, 2007)