Ein Dankeschön an Berlin

Gesprayte Slogans auf Häuserwänden in Berlin, kombiniert zu griffigen Reimen – diese coole Video-Collage kursiert seit mehreren Wochen über soziale Netzwerke. Emus Primus ist der Mann hinter dem Video, das mittlerweile der dritte Teil einer Serie ist, die sich der „Berlin spricht“ nennt. Seitdem häufen sich die Anfragen von den Medien. Für den Franken, der vor drei Jahren nach Berlin kam, ist der Trubel um seine Person neu. „Das mein Video auf youtube so gut ankam, übertraf jegliche Erwartungen. Ich hatte nicht mal geplant einen Nachfolger zu produzieren, geschweige denn einen dritten Teil“, erklärt der Hobbyfilmer. „Natürlich freut es mich, wenn meine Arbeit den Leuten gefällt, und ich weiss die positiven Reaktionen wirklich zu schätzen.“ Trotzdem wird ihm die plötzliche Aufmerksamkeit manchmal zuviel. Sich selbst versteht er nicht als Streetart-Künstler. „Ich möchte nicht, dass die Leute etwas in mir sehen, oder versuchen, jemand aus mir zu machen, der ich nicht bin. Ich selbst bin kein Streetart-Künstler. Ich bewundere deren Arbeiten, aber ganz ehrlich? Wenn man mir einen Stift in die Hand drückt, dann kommt dabei sicherlich nichts Schönes raus!“ Eine Kamera kann man Emus aber mit ruhigen Gewissens in die Hand drücken, dessen dritter Teil von „Berlin spricht“ sogar im Rahmen des Kurzfilm-Festivals „Interfilm“ gezeigt wurde.

An den verrücktesten Orten sind die Botschaften der Streetart-Künstler in Berlin zu finden, die Emus erst fotografierte und später mit der Kamera filmt. „Ich war so beeindruckt, wie gewaltig manche Sprüche waren, das ich das einfach festhalten musste.“ Die Sprüche und Wörter, die er auf den Wänden der Stadt findet, ordnet er zu sinnvollen Sätzen. Wie genau es dazu kam, weiss er nicht mehr genau. Aufgrund seines musikalischen Hintergrunds hatte er zu einigen Sätzen sofort Samples im Kopf, andere suchte er sich entsprechend zusammen und rappt selbst ein paar von den Sprüchen ein. „Mir hat das einfach Spass gemacht, und dann kam irgendwie eins zum anderen.“

„Manchmal kann ich es noch gar nicht glauben, dass meine Videos überhaupt jemanden interessieren und man meine Arbeit als Kunst versteht. Da, wo ich herkomme, wäre so was eher unwahrscheinlich gewesen. Dafür, und wie ich in Berlin aufgenommen wurde, bin ich wirklich sehr dankbar. Die Möglichkeiten, die einem diese Stadt bietet, weiss ich sehr zu schätzen! Man darf ja auch nicht vergessen, dass das ganze Projekt nur so gut ist wegen der gefilmten Straßenkunst!“

Als nächstes wird Emus Primus mit seiner Kamera die Soli-Aktionen begleiten, die zur Unterstützung von „Mein lieber Prost“ geplant sind. Dem Streetart-Künstler droht nach einer Hausdurchsuchung nun ein Gerichtsverfahren, dass weitreichende Konsequenzen für den Zeichner der Prostie-Smileys haben kann. In diesem Rahmen wird es am kommenden Donnerstag im Kater Holzig auch eine Veranstaltung geben, zu der jeder eingeladen ist, der Prost unterstützen möchte.