Berlins Immobilienmarkt brummt. Die Mieten in der Innenstadt steigen, bei Neuvermietungen können Eigentümer ordentlich draufschlagen. Einige Vermieter sind deshalb daran interessiert, Mieter mit älteren, günstigeren Mietverträgen loszuwerden. Sogenannte „Jobber“ nutzen formale Fehler aus, um Mieter zu kündigen und zu räumen.
Wie der Tagesspiegel am 28.11.2012 berichtete, ruft derzeit die Initiative „Zwangsräumung verhindern“ zur Unterstützung eines Rentnerehepaars türkischer Abstammung auf. Die erkranken Eheleute sollten ihre Wohnung in Berlin-Kreuzberg zu Ende November verlassen. Seit 37 Jahren wohnt das Paar in einem Haus, das der Wohnungsbaugesellschaft Mitte gehört. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen um Mietminderungen landeten Mieter und Vermieter vor Gericht. Verhandelt wurde, ob die Miete zum Monatsanfang oder zur Monatsmitte zu zahlen sei. Schließlich einigten sich die Streitparteien, dass das Rentnerehepaar die Wohnung verlassen soll.
Die Einigung sei nicht fair zu Stande gekommen, so der Vorwurf die Initiative „Zwangsräumung verhindern“. Beide Rentner, der Mann 80, seine Frau 70 Jahre alt, sind schwer krank und konnten dem Prozess wegen fehlender Sprachkenntnisse nicht folgen. Auf Grund ihres Alters und Krankheit sieht sich das betroffene Paar nicht in der Lage ein neue Wohnung zu finden und umzuziehen. Beim Vermieter ist man hingegen nach sieben Jahren Streit der Meinung, dass die Mieter Querulanten seien.
Die Initiative „Zwangsräumung verhindern“ will den alten Leuten helfen ihre Wohnung zu behalten. Mehr als 300 Menschen sind bereits in einer Telefonkette eingetragen, die im Notfall zu Sitzblockaden bei Räumungsterminen herbeigerufen werden können. Im Oktober gelang es so mit mehr als 150 Unterstützenden eine Räumung in Berlin-Kreuzberg zu verhindern, die wegen zu spät geleisteter Mietnachzahlungen nach einem Rechtsstreit erfolgen sollte. Am 12.12.2012 steht in diesem Fall ein neuer Räumungstermin an.
(Bild: Initiative „Zwangsräumung verhindern“)